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Mittlerweile nimmt die Bundeswehr seit mehr als fünf Jahren ihren Auftrag am Hindukusch wahr. Bücher, die sich mit diesem Thema befassen, sind jedoch rar gesät. Christoph R. Hörstel, früher Journalist und unter anderem für die ARD als Korrespondent tätig, unternahm in den letzten dreißig Jahren mehrfach ausgedehnte Reisen durch Afghanistan und legte nun das Buch mit dem vielsagenden Untertitel: "Die Bundeswehr in tödlicher Mission" vor.
Den Auftakt bildet ein kurzer Abriss zur gegenwärtigen Lage in Afghanistan. Hierbei geht der Autor auf die Probleme der mangelnden Unterstützung der Regierung, den florierenden Drogenanbau, schleppende Entwicklungshilfe und bewaffneten Widerstand ein. Im zweiten Kapitel führt Hörstel anhand vielfältiger Beispiele auf, warum, seiner Meinung nach, das Engagement in Afghanistan niemals erfolgreich abgeschlossen werden kann. Zentrales Thema ist die US-Luftwaffendoktrin, aber auch die Arbeit verschiedener Geheimdienste und mögliche geostrategische Interessen werden ausgiebig beleuchtet. Das folgende, im Vergleich zu den anderen eher kurze Kapitel ist der öffentlichen Meinung gewidmet. Der Autor schildert anhand von ausgewählten Beispielen die Entstehung und Förderung einer wohlkalkulierten Wahrnehmung des
International Security Assistance Force- (ISAF) und des
Operation Enduring Freedom (OEF)-Einsatzes. Der meiste Platz wurde Hörstels Erinnerungen an seine Aufenthalte in Afghanistan und Pakistan sowie seinem Einsatz als Journalist gewidmet. Den Abschluss des Buches bildet ein sogenannter Friedensplan, mehrere Interviews und das umfangreiche Quellenverzeichnis.
Der Autor schildert seine gesammelten Erfahrungen sehr eindringlich und vermag den Leser durch seine verständliche Erzählung zu fesseln. Seine Reise durch das vom Krieg gebeutelte Land in den Achtziger Jahren, aber auch Informationen zu seinem beruflichen Werdegang bilden eine gut lesbare, spannende Mischung. Würde das Buch nur aus diesen Erzählungen bestehen, könnte man es bedingungslos und ohne Einschränkungen jedem Afghanistan-Interessierten empfehlen. Doch dem ist leider nicht so. Schon auf den ersten Seiten merkt man dem Buch seine einseitige Gewichtung an. Mit steigender Seitenzahl verfängt sich der Autor in seiner distanzlosen Schilderung des bewaffneten Widerstandes, rechtfertigt Selbstmordattentate und versucht dem Leser mit perfiden Vergleichen Verständnis abzuringen. Seiner Argumentation folgend wird der Afghanistan-Einsatz allen beteiligten westlichen Armeen eine blutige Nase bescheren, während sich die durch Drogenanbau finanzierte "Opposition" als Befreier von allem Übel profilieren kann. Leider gelingt es dem Autor nicht, diese These unpolemisch und objektiv zu untermauern.
Man muss dem Buch zu Gute halten, dass der Autor seine Erlebnisse sehr authentisch und glaubhaft schildert, jedoch sind die vielen Sprünge innerhalb der einzelnen Kapitel dem Lesefluss nicht sehr zuträglich. Mit "Sprengsatz Afghanistan - Die Bundeswehr in tödlicher Mission" legte Christoph R. Hörstel eine lesenswerte Biografie vor, wenngleich diese durch den irreführenden Titel, der mit dem tatsächlichen Inhalt nur indirekt zu tun hat, und einem fragwürdigen Friedensplan den Anschein eines Sachbuches erwecken möchte. Somit stellt das 287 Seiten umfassende Buch bestenfalls eine interessante Lektüre dar, welche nicht zuletzt durch die provokativen Fragestellungen und einzelne Aspekte zum Nachdenken anregt. Weiterführende Literatur, aber auch das gut sortierte Quellenverzeichnis sollten jedoch aufgrund der offensichtlichen Unausgewogenheit des Buches hinzugezogen werden.