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In der Reihe "Pocket Teacher Abi" stellt Peter Kohrs die Gebiete für den Deutschunterricht zusammen, fünf an der Zahl.
Das erste Kapitel - "Sprache, Sprechen, Kommunikation" - führt in die Definition, Leistung und Entwicklung von Sprache ein. Im zweiten Kapitel unter dem Titel "Lesen, literarische Gattungen, Sachtexte" werden zentrale Aspekte des Lesens und solche Gattungen wie epische Texte (Romane), dramatische Texte (Bühnenstücke) und lyrische Texte (Gedichte) behandelt. Zudem stellt der Autor kurz die Analyse und Interpretation von Texten vor.
Im umfangreichsten dritten Kapitel werden die literarischen Strömungen der deutschen Literatur behandelt. Sie führt von der althochdeutschen Dichtung - dem Hildebrandlied etwa - über die "Goethezeit" zur Nachkriegsliteratur und zur Nachwendeliteratur.
"Öffentliches Sprechen (Rhetorik)" heißt das vierte Kapitel. Hier werden Formen der (politischen) Rede und ihre Analyse vorgestellt. Im folgenden Kapitel erörtert der Autor das Handwerkszeug des Deutschunterrichts. Hier werden Textsorten dargestellt, die die Schüler selbst in der Oberstufe anwenden, außerdem werden das Argumentieren erfasst und andere, formalere Aspekte des Schreibens behandelt, wie Grammatik und Rechtschreibung.
Ein letztes Kapitel behandelt die Prüfungsvorbereitungen für die schriftliche und mündliche Abiturprüfung.
Notwendig muss man die Kritik an diesem Buch in zwei Hälften teilen: die eine, die sich mit den Leistungen des Autors - Peter Kohrs - auseinandersetzt, die andere, die sich mit den Vorgaben zum Deutschunterricht beschäftigt.
Kohrs kann den Stoff klar und präzise vermitteln. Übersichtliche Gestaltungen und Schaubilder unterstützen diese Klarheit. Da es sich um eine knappe Zusammenschau handelt, fehlt natürlich vieles, muss hier aber hingenommen werden. Wenn, dann kann man an den beispielhaften Literaturlisten im dritten Kapitel herumkritteln. Wozu braucht man so zahlreiche Goethe- und Schillerwerke, wenn jegliches Werk von Kleist oder Hölderlin fehlt? Ähnliches findet man anderswo auch: Dürrenmatt gibt es gleich in mehreren Werke, andere wichtige Theaterautoren fehlen, Franz Xaver Kroetz zum Beispiel. Gut, für die Schulbildung ist das natürlich fast irrelevant. Man beschränkt sich hier sowieso auf einen recht fokussierten Kanon.
Damit kommt aber die Kritik an dem Deutschunterricht, so wie ihn sich die Bildungsbeauftragten vorstellen, und so, wie er durch die Vorgaben hindurch in dieses Buch eingeflossen ist. Vorausgesetzt wird im Unterricht nämlich eine jeweilige moderne, wissenschaftliche Orientierung, und die ist hier leider halb diffus-kreativ, halb positivistisch, also unmodern. Die Forschung hat uns, unter anderem durch den hinlänglich bekannten Umberto Eco, eine ganze Menge Werkzeuge an die Hand gegeben, um Texte begründbar zu analysieren, um das Lesen zu systematisieren und einem Text seine Vielfalt und seinen vielfältigen Sinn zurückzugeben, ohne hinter wissenschaftlichen Ansprüchen zurückzugehen. Davon findet sich wenig in den Rahmenlehrplänen wieder und ebenso wenig in diesem Buch. Vor dem Hintergrund der Pisa-Studie kann man diese Abwesenheit vom "Sinn" und vom "sinnentnehmenden Lesen" als Bezugspunkte jeglichen Deutschunterrichts nur als Katastrophe bezeichnen. Dabei kann man eigentlich jeden philosophischen Autoren des 20. Jahrhunderts von Wittgenstein und Frege bis Derrida und Luhmann zu diesem Zweck heranziehen. Auch Lesen, Sprache und Rhetorik, die in der Schule so fein säuberlich unterteilt sind, lassen sich nicht ganz so leicht trennen.
Herrn Kohrs kann man allerdings hierfür nicht verantwortlich machen: er schreibt einen Ratgeber für das Schulfach Deutsch und tut dies gut; das Lebensfach Deutsch, die Wissenschaft der Linguistik und die Philosophie der Sprache werden jedoch nur gestreift, so wie es eben die Rahmenlehrpläne vorsehen.