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Lowangen ist langsam dabei, die Strapazen, die es im Orkkrieg erlitten hat, abzuschütteln. Zwar bluten die Tributzahlungen an die Orks die Lowanger weiterhin aus, aber das Leben geht so langsam wieder seinen normalen Gang. Der Ton der Menschen ist härter geworden und die Straßen werden von mehr Bettlern und Versehrten als vorher frequentiert. Doch die Lowanger haben sich ihren Stolz behalten und tun alles, um den Aufschwung der Stadt voranzubringen. Auch der junge Greifwin Svellbach ist zurückgekehrt. Seine Familie ist verschollen und sein Vater, der damals alleine in Lowangen zurückgeblieben ist, ist gestorben. Nun ist er zurück in der Heimat und möchte Anspruch auf sein Familienerbe erheben.
Adepta Mayla, eine Halbelfe, bekommt von Magister Elcarna einen ungewöhnlichen Auftrag. Zuerst versteht sie nicht, weshalb er ihr die Geschichte der Familie Svellbach erzählt, doch als der Name Greifwin fällt, wird sie hellhörig. Damals, als sie nach dem Tod ihrer Eltern von ihrem Onkel aufgezogen wurde, war ihr Leben nicht von Sonnenschein erfüllt gewesen. Fast jeder hat sie wegen ihres gemischten Blutes aufgezogen, verspottet oder wie den letzten Dreck behandelt. Selbst die Akademien Lowangens haben letztlich nur aufgrund ihres magischen Erbes um sie gefeilscht. Früher war Greifwin ihr einziger Freund und seit Jahren fragt sie sich, was aus ihm geworden ist. Die Nachricht, dass er wieder zurück ist, freut sie ungemein. Doch Magister Elcarna muss sie enttäuschen. Seinem Wissen nach kann der junge Mann, der zurückgekehrt ist und Anspruch auf das Familienerbe erhebt, nicht Greifwin Svellbach sein. Er weiß aus sicherer Quelle, dass die Familie bei einem Überfall ums Leben kam.
Doch das ist nicht alles. Seit seiner Ankunft sind nämlich Gemälde verschwunden, die aus dem Besitz der Familie stammen. Insgesamt sind es vier Bilder die zusammengehören. Der Lowanger Frühling, Sommer, Herbst und Winter, auf denen immer die gleiche Landschaft im Wechsel der Jahreszeiten abgebildet ist. Eines der Bilder ist noch vorhanden und dieses soll Mayla untersuchen, um herauszufinden was so wertvoll an den Gemälden ist. Nie hätte sie erraten, dass dieser Auftrag sie gemeinsam mit dem jungen Greifwin in eine Sache verstricken könnte, die sie zwischen die Fronten von Orks, Trollen und Dienern des Namenlosen führen könnte.
"Das Greifenopfer" ist eine Neuauflage eines DSA-Romans, der schon einmal bei Heyne erschienen ist. Thomas Finn knüpft hier unzählige Fäden zusammen, die aus älteren Abenteuern stammen und auf neuere verweisen. Mit sprachlicher Begabung webt er eine zauberhafte Geschichte, in der zwei liebevoll gestaltete Hauptcharaktere dem Lauf ihres Schicksals nicht entgehen können. Die Orks, die am Anfang des DSA-Rollenspiels lediglich "Kanonenfutter" waren, werden hier mitsamt ihrer Kultur und Tradition lebendig gemacht. Denn ein Volk, das fast Gareth erobern konnte, besteht nicht aus haarigen Tölpeln. Genauso wie die Menschen kämpfen sie hier für ihr Wohl und den Ruhm ihrer Götter. Auch wenn in dieser Geschichte sehr viele gegensätzliche Figuren aufeinander prallen, wirkt das ganze niemals aufgesetzt. Atmosphärisch dicht wird der Leser in eine fesselnde Geschichte gezogen, die die Zukunft von Aventurien entscheidend verändern könnte. Sowohl die auftauchenden Trolle, als auch die Orks, werden durch sprachliche Unterschiede charakterlich lebendig und teilweise recht humorvoll gezeichnet. Sehr nett lesen sich die Textpassagen, in denen Greifwin vermeint, Würfel rollen zu hören. Zwar ist dies wohl ebenso eine Anspielung auf seinen Gott des Glücks, den Herren Phex, doch jedem Spieler, der mit Würfeln seinen Charakter ins Feld geschickt hat, entringt sich ein kleines Lächeln.
Vorne im Buch ist eine Karte Aventuriens eingefügt, so dass sich der Leser geographisch ein wenig orientieren kann. Das Nachwort gliedert den Roman in den aventurischen Zeitstrang ein und verweist auf zusammenhängende Folgeromane und -Abenteuer. Durch das Glossar werden, auch dem nicht so kundigen Leser, die wichtigsten verwendeten Begriffe erläutert, um mühelos der Geschichte folgen zu können.
Ein durchaus gelungener Roman von einem Autoren, der uns auch mit wirklich guten Abenteuern überzeugen konnte. Die Geschichte Aventuriens wird mit Leben und Spannung erfüllt. Eine kurzweilige fesselnde Lektüre.
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