Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Die Kopfgeldjägerin Anna Strong wird bei einem Einsatz von dem Flüchtigen Donaldson überwältigt und brutal vergewaltigt. Als sie wieder erwacht, kann sie sich an nichts erinnern, nur die Wunden heilen mit überraschender Geschwindigkeit. Der sympathische Arzt Avery hilft Anna und eröffnet ihr eine unglaubliche Wahrheit. Anna Strong ist von einem Vampir überfallen worden und selbst zu einer Untoten mutiert. Auch Avery gehört zum Volk der Vampire. Doch um in die Gemeinschaft der Untoten aufgenommen zu werden und ein ruhiges "Leben" führen zu können, muss Anna den Abtrünnigen Donaldson finden und vernichten. Da geschehen merkwürdige Dinge, welche Anna an den Rand der Verzweiflung bringen. Ihr Haus wird abgebrannt und ihr bester Freund und Partner David wird entführt. Steckt tatsächlich Donaldson hinter all diesen Anschlägen oder lauert im Dunkel noch ein weitaus mächtigerer Feind?
Jeanne C. Stein schuf mit diesem Band den ersten Teil der Serie "Anna Strong", die zunächst als Trilogie startet. Anna Strong hebt sich auf den ersten Blick nicht sonderlich stark von ihren Kolleginnen "Anita Blake", "Rachel Morgan" oder wie sie alle heißen ab. Anna ist Kopfgeldjägerin und wird zur Vampirin, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Dabei erfährt sie, dass die moderne Gesellschaft bereits seit Jahrhunderten von Vampiren unterwandert wird. Unverblümt berichtet die Autorin in einem Interview, beim Schreiben von den Autorinnen Anne Rice, Laurell K. Hamilton und Charlaine Harris inspiriert worden zu sein. Außerdem ist sie ein Fan der Fernsehserie "Buffy". All diese Vorlieben lässt sie mehr oder weniger offensichtlich in ihr Buch mit einfließen. Da ich die nicht sämtliche Werke dieser Vorbilder kenne, kann ich nicht immer beurteilen, wo das Plagiat endet und die Eigenständigkeit beginnt. Sicher ist, dass die Idee nicht gerade neu ist, aber die Bedürfnisse des aktuellen Buchmarktes zu befriedigen scheint. Der Stil von Stein ist sehr erfrischend und das Buch liest sich wirklich flott durch. Dabei ist die Geschichte von Anna Strong schon sehr dramatisch und zum Teil auch bitter, so dass der Leser nicht befürchten muss, eine reine Komödie vor Augen zu haben. Die Heldin des Romans spart zwar nicht mit bissigen Kommentaren; die stören aber nicht, sondern lockern die Ereignisse im Gegenteil angenehm auf und zeigen dem Leser, dass er die Zeilen nicht allzu ernst nehmen muss. Was Jeanne C. Stein ihren Lesern bietet, ist rasante Unterhaltungskost, gespickt mit Sex, Blut, Gewalt und einer romantischen Liebesgeschichte. Glücklicherweise verschont uns die Autorin mit kitschigen Umschreibungen und einem allzu süßen Happy-End. Im Gegensatz zu den Figuren "Harry Dresden" von Jim Butcher und "Rachel Morgan" von Kim Harrison muss sich Anna Strong "nur" mit Vampiren auseinandersetzen und wird zumindest in diesem Roman von anderen Schattengestalten, Magiern und Dämonen verschont. Sehr gut umgesetzt wurde die Verwandlung von Anna, denn anders als in den eben erwähnten Serien wird der Leser nicht in eine vorgegebene Welt hineingeschleudert, sondern wächst mit der Heldin langsam in ihre neue Existenz mit hinein und erfährt an der Seite von Anna Strong, dass hinter der sichtbaren Welt noch eine unsichtbare, eine Welt der Vampire besteht.
Für den neuesten Vampir-Thriller entschied sich der Knaur-Verlag für ein düsteres Cover voller Subtilität. Auf den ersten Blick ist das Buch nicht unbedingt als Vampirroman zu identifizieren, wenn man mal von dem Schriftzug "Ein Vampirthriller" absieht, aber zumindest erregt das Titelbild die Neugier.
Fazit:
Jeanne C. Stein schickt mit Anna Strong eine neue starke Heldin ins Rennen, die als Vampirin ihren abtrünnigen Artgenossen das Leben schwer macht. Die Idee ist sicherlich nicht die neueste und die Autorin entwickelt auch nicht viele eigenständige Ideen, aber wer auf solide geschriebene Unterhaltungsliteratur steht und von vampirischen Helden den Hals nicht voll bekommt, wird hier bestens bedient.