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Bereits 1990 erschien "Die fürchterlichen Fünf". Wolf Erlbruch, Ex-Werbedesigner, Illustrator und Professor an der Universität Wuppertal, legte mit diesem Buch einen der Grundsteine seines weltweiten Erfolgs als Kinderbuchautor.
Die wunderschöne Ausgabe des Peter Hammer Verlags ist nun - in fünfter Auflage der neuen deutschen Rechtschreibung entsprechend - neu erschienen.
Die Kröte ist hässlich. Sie leidet unter ihrem Äußeren: Die gelben Augen, die ekligen Warzen, die fahle Haut - sie mag kaum in den Spiegel blicken. Auch die Ratte ist deprimiert. Niemand mag sie, alle schrecken vor ihr zurück. Und der Spinne und der Fledermaus geht es ganz ähnlich. Sie hocken unter einer Brücke und blasen Trübsal. Was soll man auch machen, wenn niemand Notiz von einem nimmt? Und wenn, dann nur durch einen angewiderten Gesichtsausdruck.
Doch die Hyäne hat seltsamerweise gute Laune. Dabei sieht sie wirklich nicht besser aus. Ganz im Gegenteil, auch sie selbst findet sich am allerhässlichsten, lässt sich aber davon nicht beeindrucken. Und als sie ihr Saxophon herausnimmt und anfängt zu spielen, merken die anderen vier, warum. Die Hyäne spielt fantastisch. Und als Spinne, Fledermaus und Ratte ihre Instrumente hervorkramen, ist die Trübsal mit einem Mal vorbei. Und als Kröte sich als begnadeter Pfannkuchenbäcker outet, reift eine Idee in den Köpfen der "Fürchterlichen Fünf".
Eine einfache Botschaft und schlichte Bilder, wenige Sätze und weder Action noch große Überraschungen. Der Erfolg dieses Buches ist schwer zu fassen.
Die bewusst hässlichen Tiere, der vorhersehbare Plot, die weder witzigen noch spannenden Sätze fügen sich zu einem Unikum. Keine Helden, keine Taten, keine Liebesszene, kein Humor. Weder interessante Einblicke in das Leben der Tiere noch für Kinder angenehme Antworten. Nichts, was die kleinen Leser packt oder mitreißt. Nur traurige Gesellen und deprimierende Aussichten. Einzig jedem Tier ein kleines Talent, ein wenig Musik und ein bisschen menschliche Wärme und Begeisterung zum Ende hin.
Und doch legen weder die Kleinen noch die Großen das Buch aus der Hand, es verschwindet nicht in der Versenkung der ungezählten Bilderbücher, die jedes Jahr herauskommen und nicht gelesen werden. Seit fast zwei Jahrzehnten wird dieses Buch gekauft, gelesen, betrachtet und nicht wieder aus der Hand gegeben.
Warum?
Es ist die Einzigartigkeit dieses Buches, die fasziniert. Gerade die einfache Botschaft, die Hässlichkeit der Protagonisten, die simple Lösung ihrer Probleme, die Klarheit der Bilder, die nichts beschönigen und nichts verdecken, fügen sich zu einem Bilderbuch, dass es so kein zweites Mal gibt. Es ist und bleibt ein Stern am Himmel der Kinderbuchliteratur. Auch in zwanzig Jahren wird es Kindern noch die einfache Moral vermitteln, dass die inneren Werte zählen und nicht die äußeren - oder zumindest, dass man die Hoffnung auf diese Botschaft nicht aufgeben sollte.