Die traditionellen japanischen Künste faszinieren und bezaubern auch hier im Westen so manchen, sei es der Teeweg, die Kunst des Blumensteckens oder des Bogenschießens. Mittlerweile trifft man in vielen Lebensbereichen, wie Wohnkultur, Essen oder Kleidung, auf den angeblichen Zen-Geist. Das Wort Zen begegnet uns auf Schritt und Tritt - in der Werbung und auf Verpackungen. Aber was hat es mit diesen sogenannten Zen-Künsten auf sich und welcher Geist verbirgt sich dahinter?

Die beiden Autoren Korai Peter Stemmann und Peter Zürn beziehen sich zunächst auf die traditionellen japanischen Wege und geben dann einen Einblick darin, wie Zen-Geist im Management und in der Therapie zum Ausdruck kommen kann. Sie erläutern die Grundlagen der Zen-Praxis und Zen-Theorie und erklären, was die verwendeten Begriffe bedeuten. Zen-Geist, so die Autoren, ist der Geist, der unbeweglich bleibt, ist die rechte Aufmerksamkeit. Ganz wesentlich ist dabei die Konzentration, die man im Zazen, der Übung des Zen, und in den Künsten, den Meister-Wegen, auf schöne Art und Weise üben kann.

Exemplarisch stellen die Autoren die traditionellen Wege Bushido (Kampfkünste), Kyudo (Bogenschießen), Chado (Tee-Weg) und Shodo (Weg des Schreibens) vor. Ein Kapitel ist Seijaku, der Kraft der Stille, gewidmet. Unter dem Titel "Zen-Geist in gelebter Haltung" diskutieren Stemmann und Zürn Begriffe wie Reichtum, Ethik, Wirtschaft und Lebenskunst im Zusammenhang mit Zen. Ausführliche Praxisanleitungen zeigen, wie man im Alltag Zen üben kann, außerdem wird ein persönliches Beispiel für ein Zen-Ritual zur Morgenmeditation vorgestellt.

Das Buch gibt einen guten und anschaulichen Einblick in die verschiedenen Aspekte des Zen, in seine Praxis in den traditionellen japanischen Künsten und im Beruf. Im Teil, der sich mit Heilen und Management befasst, spiegelt sich sicherlich eine sehr persönliche Sichtweise der Autoren wieder. Warum auch nicht? Die Autoren zeigen ganz konkret, wie man heute Zen im Alltag anwenden kann, und machen damit den Sprung von der Theorie in die Praxis. Das Buch wird dem Titel "Zen-Geist auf meisterlichen Wegen" damit gerecht.

Das Softcover-Buch im Großformat ist tendenziell eher eine Einführung für Anfänger auf dem Zen-Weg und für Personen, die sich über Zen und seine Facetten informieren möchten. Aber auch der fortgeschrittene Zen-Übende findet den einen oder anderen unbekannten Schatz. Selbst so Pragmatisches wie das Einrichten einer Zen-Ecke wird vermittelt. Die zahlreichen meisterlichen Tuschezeichnungen, Aquarelle und Fotos schaut man sich gerne an. Und auch die Zitate und Geschichten von Zen-Meistern sind unterhaltsam und regen zum Nachdenken an. Auf 119 Seiten findet man Altbekanntes, wie die Ochsenbilder, aber auch Neues, wie etwa Zen für praktizierende Ärzte. Literaturhinweise, ein Bildnachweis und ein Glossar der verwendeten Begriffe, die zumeist aus dem Japanischen stammen, vervollständigen den Band.

Man muss sich einlassen auf das Buch, darin herumblättern, auf den angebotenen Pfaden schlendern. Man wird sich eher einzelne Abschnitte und Inhalte vornehmen und sich mit diesen auseinandersetzen, als das Buch von vorne nach hinten durchlesen. Es ist ein Handbuch, ein Lesebuch, ein Bilderbuch. Besondere Aufmerksamkeit wurde auch auf die Gestaltung gelegt, die ansprechend und abwechslungsreich ist; so fügt sich das Buch gut in das Gesamtprogramm des Schirner-Verlags ein.