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Beim Versuch einen mächtigen Dämon heraufzubeschwören, gerät Eric, jüngster Dämonologe der Scheibenwelt, an Rincewind, unfähigsten Zauberer der Scheibenwelt, dessen größtes Talent noch immer darin besteht, zu wissen, wann es höchste Zeit ist, Fersengeld zu geben, sich aus dem Staub zu machen oder ganz einfach zu flüchten. Damit weckt der Junge jedoch nicht nur Rincewinds Ärger, sondern auch den Ärger des Königs der Dämonen, der lange genug auf die Chance gewartet hat, einen seiner Dämonenfürsten an die Erdoberfläche zu schicken, um mittels des unerfahrenen Dämonologen Eric wundervoll Böses anzurichten. Und die Höllenbewohner können ein Liedchen davon singen, wie es ist, Asfgl, Herrscher über die acht Kreise der Hölle, König der Dämonen, wirklich wütend zu erleben.
Trotz allem hat Eric mit der Beschwörung des "Dämonen" Rincewind nun die traditionellen drei Wünsche frei, die da lauten: Macht, eine Begegnung mit der schönsten Frau der Welt und ewiges Leben. Obwohl Rincewind es nicht so schlecht mit Eric meint wie manch anderer, den dieser unter den Bewohnern der Hölle hätte erwischen können, erfüllen sich die drei Wünsche wohl nicht ganz so, wie der Junge es sich vorgestellt hat. Stattdessen steht ein Besuch bei einem nicht wirklich wohl gesonnenen Dschungelvolk an, ein Abstecher mitten in den Krieg um die Stadt Tsort und schlussendlich die Rückkehr zur Erschaffung des Universums. Zum Glück haben die beiden die Unterstützung der bissigsten Truhe auf Beinen der Scheibenwelt sicher.
"Eric" ist zunächst einmal mit seinen 153 Seiten wesentlich kürzer als der durchschnittliche Scheibenweltroman, steht diesem aber in Sachen Witz und Tempo in nichts nach. Die rasante Reise der beiden Chaoten ist nicht nur äußerst kurzweilig, sondern auch äußerst unterhaltsam erzählt.
Lediglich Sinn und Funktion des ersten Kapitels, in dem die Zauberer der Unsichtbaren Universität in Ankh-Morpork einen Geist hören, der schreiend durch die Räume der Universität rennt und sich später als der in den Kerkerdimensionen verloren gegangene Rincewind entpuppt, bleiben irgendwie ungeklärt. Außerdem lässt die doch relativ kurze Erzählung kaum Raum, um die Hauptcharaktere richtig kennen zu lernen und somit bleiben ihre Portraits - was ungewöhnlich für Pratchett ist - eher oberflächlich. Dafür sind dann aber auch die Pointen etwas dichter gesät als gewohnt und die Geschichte führt den Leser in noch ganz unerforschte, dafür umso interessantere Gefilde der Scheibenwelt, vom fünften Kreis der Hölle über das belagerte Tsort bis zum Anbeginn der Schöpfung.
"Eric" kommt daher als eine Art Pratchettsche Antwort auf Goethes "Faust", in den Hauptrollen ein aknegeplagter Teenager und ein unfähiger Zauberer. Das heißt jedoch nicht, dass sich diese Geschichte wirklich nahe an das Original aus der Weimarer Klassik halten würde. Der kundige Leser kann zwar dies oder jenes wirklich als Anspielung auf "Faust" verstehen, es ist jedoch nicht unbedingt von Nöten, das Drama gelesen zu haben, um "Eric" zu genießen.
Allerdings kommt das Buch in ungewöhnlich edler, angenehmer Optik daher, mit festem Einband, Lesebändchen und großem Druck. Zudem ist es mit Farbillustrationen von Josh Kirby ausgestattet, die vor Detailreichtum nur so strotzen, knallbunt und immer wieder äußerst amüsant sind. Vor allem die Darstellungen der verschiedenen Dämonen sind äußerst einfallsreich, ganz abgesehen von der Tatsache, dass Kirby es schafft, dem Tod eine gewisse Mimik einzuhauchen. Die Aufmachung lässt sich also insgesamt wirklich sehen.
Alles in allem ist "Eric" durchaus lesenswert und ein Vergnügen für Leser jeden Alters, auch wenn es vielleicht nicht den Anspruch und die Tiefe anderer Romane der bizarren Scheibenwelt erreicht.