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Bisher konnte sich die Geschichtswissenschaft, besonders in ihren moderneren Bereichen, dem Trend verweigern, Werke zu kanonisieren und damit bestimmte Leseempfehlungen auszusprechen. Andererseits sehen natürlich auch Historiker, dass diese Empfehlungen auf ein breites Interesse stoßen - oft, um in der Flut von Veröffentlichungen wichtige Werke überhaupt noch zu erkennen. Nun haben sich Jürgen Danyel, Jam-Holger Kirsch und Martin Sabrow zusammengesetzt und mit zahlreichen Autoren das Buch "50 Klassiker der Zeitgeschichte" herausgebracht.
Die Zeitgeschichte, eine relativ junge Disziplin, die in Deutschland erst nach 1945 entstand, muss sich oft gegen die Präsenz der Medien und der in ihr geführten Debatten durchsetzen. Gleichzeitig ist es diesem Fach gelungen, große Debatten zu führen, sei es um die NS-Zeit oder den Alltag in der DDR. Zeithistorische Forschung und Öffentlichkeit ist deswegen auch ein Thema, das sich in dieser Sammlung immer wieder finden lässt.
Es ist sicherlich kein Wunder, dass es auch im Bereich der Zeitgeschichte "Bücher ohne Verfallsdatum" gibt, die ihre Zeit prägten, wichtige Theorien aufwarfen oder Generationen von Wissenschaftlern beschäftigten. Diese Werke sind unter dem Stichwort "neu gelesen" vereint und sollen einen Überblick über die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum vereinigten Deutschland, geben. Zudem bekommt man hier als Leser die Möglichkeit, Entwicklungen des Faches nachzuvollziehen und das Verhältnis zwischen Verlag und Wissenschaft zu betrachten.
Dabei hat das Buch natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Objektivität. Ein Beispiel hierfür ist der Schwerpunkt, der auf deutschen Autoren und deutscher Zeitgeschichte liegt.
Die Herausgeber haben sich auch nicht auf nur eine Gattung von Büchern beschränkt, sondern zeigen hier die Bandbreite der Fachliteratur: Überblickswerke, Monographien fachspezifische Werke, zeithistorische Publizistik, Spezialstudien und Sammelbände haben den Weg in diese Sammlung gefunden. Ausgeschlossen wurden nur autobiographische Zeugnisse und die Belletristik.
Die einzelnen Rezensionen sind recht kurz. Auf vier bis fünf Seiten wird ein Buch vorgestellt und auch seine Geschichte behandelt. Man lernt etwas über die Hintergründe der Entstehung oder einen Streit, den das Buch oder sein Thema auslöste. Wichtige Angaben, wie ein Schwarz-Weiß-Abdruck des Covers und Informationen zum Verlag und Erscheinungsdatum, dürften dafür sorgen, dass man auch heute noch ein Exemplar findet.
Durch die unterschiedlichen Autoren sind die Texte sehr anwechslungsreich und mögen mal mehr, mal weniger ansprechen.
Zu den bekanntesten vorgestellten Büchern gehören sicher Friedrich Meineckers "Die deutsche Katastrophe" und Joachim Fests "Hitler. Eine Biographie".
Ob man Titel wiedererkennt, hängt wohl davon ab, wie sehr man sich mit (Zeit)Geschichte beschäftigt oder wie alt man war, als die Bücher erschienen und diskutiert worden sind. Aber auch wenn man die Titel nicht kennt, kann man hier viel entdecken.
Man hat die Möglichkeit, sich Leseempfehlungen zu holen, etwas über die Entwicklung der Zeitgeschichte in den veröffentlichen Bücher zu lernen oder kann sich allgemein über Titel informieren, die die Republik und besonders deren Historiker, sehr beschäftigten.
Ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich für Zeitgeschichte interessieren oder sich mit ihr beschäftigen.