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Robert Neville ist der letzte Mensch in einer verlassenen Stadt - soweit er weiß, könnte er auch der letzte Mensch auf Erden sein. Die ist nach einem Krieg und einer verheerenden Seuche menschenleer und verwüstet, die Bewohner sind entweder tot oder von einer Krankheit in Vampir-ähnliche Wesen verwandelt, die nun nach Nevilles Leben trachten. Nacht für Nacht scharen sie sich um sein Haus, schreien, randalieren und warten, dass er endlich herauskommt.
Neville aber hat sich in seinem Haus wie in einer Festung verschanzt, versorgt sich selbst mit einem Benzingenerator, pflegt penibel sein Auto, überprüft Tag für Tag die zugenagelten Fenster auf Schwachstellen. Nach draußen kann er sich nur bei Tageslicht wagen, denn nachts gehen die mörderischen Kreaturen, darunter auch sein ehemaliger Nachbar, auf die Jagd. Neville ist dem Wahnsinn nahe, versucht sich aber abzulenken, indem er ein Gegenmittel gegen die Vampire sucht.
Richard Mathesons Novelle vereint Science Fiction- mit Horrorelementen, sie gab dem Vampirismus ein neues Gesicht und einige neue Aspekte. Der Roman erschien bereits im Jahr 1954 und diente mehreren Filmen als Vorlage, unter anderem 1964 mit Vincent Price ("The Last Man on Earth") und 1971 mit Charlton Heston ("Der Omega-Mann") in den Hauptrollen.
Anfang 2008 erschien schließlich "I am Legend" mit Will Smith in der Rolle des Robert Neville in den deutschen Kinos. Wer diesen Film bereits gesehen hat und nun neugierig auf die Vorlage ist, der wird feststellen, dass sich beide stark voneinander unterscheiden. Anders als die Zombie-artigen Wesen aus dem Film kämpft der Robert Neville des Originals gegen Vampire, und zwar zunächst auf die altmodische Art mit Hilfe von Knoblauch, Kruzifixen und Holzpflöcken.
Will Smith als Robert Neville wirkt elegant, gebildet, ein Forscher durch und durch, der ein High-Tech-Labor im Keller hat und weiß, was er tut. Der Neville aus dem Roman ist eher normal zu nennen und damit auch sehr sympathisch. Er hat Frau und Kind verloren - wie, davon berichtet er in schmerzhaften Erinnerungen - und kämpft sich mehr schlecht als recht durch seinen grotesken Alltag. Anders als der moderne Film-Neville hat er auch keinen Hund, mit dem er sein Schicksal teilen könnte, sondern er ist einsam, dem Alkohol fast verfallen und sich körperlich nach Frauen verzehrend. Das Ende, das an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden soll, ist vollkommen anders und weitaus interessanter und besser als das Ende der aktuellen Hollywood-Adaption.
Sprachlich ist Mathesons Erzählung nicht der ganz große Bringer - man merkt ihm die 50er Jahre eben deutlich an, das muss hier zugegeben werden -, dies könnte aber auch ein Manko der deutschen Übersetzung sein. Die Geschichte wirkt ein wenig leidenschaftslos, obwohl häufig Nevilles Innenleben reflektiert wird, sie liest sich schnell und kurzweilig. Zwar ist die Situation, in der sich Neville befindet, äußerst beklemmend, dennoch wird man selten wirklich mitgerissen. Selbst Momente größter Todesangst und Spannung lesen sich ein wenig platt.
Der Verlag Heyne hat die klassische Geschichte für die Neuauflage anlässlich des Kinofilms deutlich aufgewertet. Das Buch enthält nicht nur die eigentliche Erzählung "Ich bin Legende" - die rund zweihundert Seiten umfasst -, sondern zusätzlich noch zehn Kurzgeschichten aus der Feder Mathesons, die allerdings keinen Zusammenhang zur ersten Geschichte besitzen.
Fazit: Ein für damalige Zeiten wegweisendes Buch, das dem Vampirmythos einige intelligente neue Aspekte hinzufügte und das Horror und Science Fiction mit Endzeitstimmung verbindet. "Ich bin Legende" ist zwar nicht atemberaubend spannend, aber lesenswert, schon allein wegen seiner Stellung als Beinahe-Klassiker der Literatur. Die zehn Kurzgeschichten geben einen weiteren Einblick in das Schaffen des Autors.