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Als er spürt, dass er nicht mehr lange zu leben hat, lädt der Spiegel-Korrespondent und Schriftsteller Tiziano Terzani seinen Sohn Folco zu einem letzten Gespräch ein. Er möchte Rückblick halten auf sein Leben, bewusst Abschied nehmen und der Frage nachgehen, welchen Sinn sein Leben hatte. Er fordert seinen Sohn auf, Fragen zu stellen, und gibt frei und offen Antwort. Ohne zu zögern, erzählt er von sich selbst, seiner Familie und der großen Reise seines Lebens. Reisen war seine große Leidenschaft, Reisen und Schreiben, und den Dingen, die ihn interessieren, kritisch auf den Grund gehen.
Terzani wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Florenz auf. Nach seinem Studium war er zunächst bei Olivetti beschäftigt, um dann seine Berufung als Journalist zu entdecken. Die folgenden Jahre verbringt er als Spiegel-Korrespondent in verschiedenen Ländern Asiens. Eine erste Begeisterung für den Kommunismus schwindet sehr bald, als die Familie die Realität in China, Vietnam und Kambodscha hautnah miterlebt. Terzani wird sowohl Zeuge des Vietnam-Krieges und der Veränderungen in China als auch des Zusammenbruchs der Sowjetunion. Aufgrund seiner Regime-Kritik in China wird er aus seinem zunächst "gelobten" Land ausgewiesen. Nach einem enttäuschenden Aufenthalt in Japan zieht er nach Indien. Eine schwere Krebserkrankung lässt ihn seinen Beruf aufgeben und er widmet sich nun dem Schreiben von Büchern, in denen er sein Leben und seine Erfahrung mit der Krankheit verarbeitet. Er zieht sich zunächst in den Himalaja zurückzieht und verlässt diesen noch einmal, um sich nach Italien zu begeben und dort im Kreise seiner Familie Abschied zu nehmen.
Das Buch, welches schnell zum Bestseller wurde, beginnt mit dem Brief Terzanis an seinen Sohn, in dem er ihn auffordert, zusammen Rückschau zu halten. Sohn Folco fügt immer wieder "Zwischenspiele" ein und schildert die Situation in dem Haus in Orsigna. Offen erzählt Terzani dann in den darauf folgenden Kapiteln von den Stationen seines Lebens und teilt bereitwillig seine Lebensweisheit mit. Bis zu seinem Tod oder - wie er es nennt - bis er "seinen Körper verlässt". Der Tod ist für ihn ein Übergang - das Ende ist der Anfang von etwas Neuem. Der Leser wird Zeuge dieses reichen und außergewöhnlichen Lebens des populären Journalisten und ist eingeladen, die letzten Tage mit ihm zu verbringen. Das Buch ist auch ein Plädoyer gegen den Krieg und eine Kritik an der westlichen Lebensweise. Es ist faszinierend zu lesen, wie jemand den Mut hat, die vorgegebenen Wege zu verlassen, sich sein eigenes Leben zu erschaffen und dem bedingungslos zu folgen. Auch wenn dies Unsicherheiten mit sich bringt. "Die Wahrheit ist ein Land ohne Wege", sagt er.
Sehr interessant sind auch die Fotos aus den jeweiligen Lebensabschnitten, welche die Geschichte auf ganz eigene Art und Weise erzählen. Der begeisterte Journalist, bereit die Welt zu erobern, - und die Familie in Asien. Dann auf den letzten Bildern: das Gesicht mit den tief eingegrabenen Falten, die von den Härten des Journalismus und der Kriegsberichterstattung zeugen. Zuletzt der alte Mann - der vielleicht ein bisschen Frieden und Weisheit gefunden hat.
Terzani spart auch nicht die Begebenheiten aus, die nicht unbedingt für ihn sprechen. Er zeigt uns manche Maske, von denen er hofft einige abgelegt zu haben. So erzählt er von den abendlichen Besuchen in einer Opiumhöhle genauso wie dem Spielkasino in Macao, der Egozentrik, der Depression. Er ist ein Mensch, "der tut, was ihm passt, fährt, wohin er will, schreibt, was ihm gefällt". Wenig erfährt man dann auch darüber, wie denn die Familie damit klar kommt.
"Das Ende ist mein Anfang" ist ein großartiges Buch über das Wagnis der Freiheit, den Mut, die Liebe, Krankheit und Trauer, und für jeden eine Bereicherung, der sich mit seinem Leben und sich selbst aktiv auseinandersetzt. Es ist das Zeugnis eines wahrhaft außergewöhnlichen Lebens.