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Fern von der Hauptstadt Armon Surath und ihrer fast mythischen Kampfkuppel geschieht Unglaubliches. In einer kaum bemerkenswerten, kleinen und heruntergekommenen Kampfkuppel einer Provinzsiedlung wird ein Kampf angekündigt, der sogar den großen Herrscher von Armon Surath hergelockt hat. Ein maskierter Unbesiegbarer, dessen Ruf nach wenigen Kämpfen bereits dem der legendären Ganarah gleichkommt, tritt gegen den mächtigsten Kämpfer aller Zeiten an. Der gewaltige, muskelbepackte Riese ist ein wahres Ungeheuer und der Maskierte muss ihm unterliegen. So glaubt zumindest der Riese. Doch seltsamerweise wetten die Bevölkerung der Siedlung und unzählige Reisende, die eigens für diesen Kampf quer durch das Reich gezogen sind, auf den Maskierten. Und der ist niemand anderes als Ganarah selbst. Sie hat nach ihrer Verbannung aus Armon Surath, wo sie sämtliche Kämpfer der Kuppel und einen Teil des Publikums in einem Anfall von Wahnsinn gemeuchelt hatte, die Provinz gewählt, um wieder kämpfen zu können.
Doch der Kampf findet nicht statt. Ehe es zu einem ersten Aufeinanderprallen des Riesen und Ganarahs kommen kann, betreten Sandmulle die Arena. Diese dämonenartige Geister scheinen es ausgerechnet auf Ganarah abgesehen zu haben. Alle anderen Menschen werden durch Aufsetzen einer Maske zu Sandmullen transformiert - oder getötet.
Ganarah, der Riese und große Teile der Bevölkerung fliehen so schnell sie können. Sie versuchen Armon Surath zu erreichen. Doch die Sandmulle sind ihnen dicht auf den Fersen.
Endlich. Leser des ersten Ganarah-Bandes "Die Tränen von Armon Surath" warten seit August 2007 auf die Fortsetzung. Und endlich haben Texter und Zeichner Fabrice Meddour und der deutsche Publisher, der Splitter-Verlag, ein Einsehen. "Ein Palast, Bäume und blutrote Früchte", Band Zwei der Trilogie, setzt die Geschichte genau dort fort, wo sie abrupt endete.
Wiederum aber versteht der Leser zunächst nichts. Fast wie in einem Kriminalroman muss man die wenigen offenkundigen und die vielen versteckten Hinweise finden und wie ein Puzzle richtig anordnen, um herauszufinden, wie sich die einzelnen Story-Fragmente zu einer stimmigen Geschichte zusammenfügen.
Wieder bricht Meddour mit den Seh- und Lesegewohnheiten seiner Käufer. Er lässt Randfiguren in den Mittelpunkt rücken, kultiviert es fast, in Rätseln zu sprechen und zu zeichnen.
Bis weit über die Mitte des Albums hinaus kann sich der Leser kaum zusammenreimen, wohin die Reise geht. Noch viel weniger ist eine Logik erkennbar.
Doch zum Ende hin ahnt man, welch großartiger Entwurf hinter der Geschichte steckt. Es ist Fabrice Meddour gelungen, ein Abenteuer zu kreieren, dass sowohl grafisch beeindruckt als auch von der Story her fesselt. Jeder einzelne Charakter scheint der Wirklichkeit einer mittelalterlichen Welt entsprungen, handelt individuell, hat eigene Ansichten und Ziele, Hoffnungen und Sehnsüchte. Selbst die Monster und grauenerregenden Dämonen haben eine Seele und verhalten sich verständlich und logisch.
Selten hat ein Autor, der zugleich als Zeichner fungiert, eine so perfekte, in sich geschlossene Welt kreiert. Der Detailreichtum der Bilder ist unfassbar und nicht selten verbringt man Minuten mit einem einzigen Bild, einer Szenerie, soviel gibt es zu entdecken.
"Ein Palast, Bäume und blutrote Früchte" ist besser, spannender und härter als sein Vorgänger. Bleibt nur noch festzuhalten, dass es mindestens zwei Jahre dauern wird, bis Meddour den dritten Band vorgelegt und der Verlag ihn übersetzt haben wird. Und selbst diese Prognose ist gewagt, brauchen doch auch die besten Zeichner meist fast zwei Jahre, um ein Album fertig zu stellen und eine perfekte Übersetzung ein weiteres. Bleibt nur die Hoffnung, dass der Splitter-Verlag die Übersetzung ins Deutsche forciert, denn Band Zwei lag bereits seit September 2006 in den französischen Comicläden.