Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Simon Sachs, ein zehnjähriger Junge mit einem Gehirntumor, der von seinen Eltern verlassen auf der Neurologiestation einer Berliner Klinik lebt, hat gegenüber der ihn pflegenden Krankenschwester einen Wunsch: Er will einen Anwalt. Simon glaubt in einem früheren Leben ein Serienmörder gewesen zu sein.
Die Krankenschwester hatte früher eine Beziehung zu Robert Stern, einem beruflich erfolgreichen Berliner Strafverteidiger, der nach dem Tod seines neugeborenen Sohnes privat zu einem beziehungsunfähigen und depressiven emotionalen Wrack geworden ist. Mit diesem Stern vereinbart sie ein Treffen auf einer verlassenen Industrieruine, zu dem sie auch Simon in einem "gekaperten" Krankenwagen mitnimmt.
Robert Stern glaubt nicht, was Simon ihm als Geschichte erzählt - nämlich dass in der Ruine ein Toter liegt, den Simon in seinem früheren Leben ermordet hat -, er willigt aber ein einmal in der Ruine nachzusehen. Zu seinem Erschrecken findet er dort die von Simon beschriebene Leiche.
Stern beginnt zu ermitteln und stellt fest, dass die Leiche im Keller wirklich erst der Anfang einer früheren Serientat war, die zudem nun auch im Jetzt neue Mordopfer zu produzieren droht.
Es beginnt ein rasantes Ermittlungsgeschehen, das Stern in eine Halbwelt von Kinderschändern, Kinderhändlern, Erpressern und religiösen Fanatikern einsteigen und in ihm die Hoffnung keimen lässt, sein Sohn lebe noch...
Sebastian Fitzek hat mit "Das Kind" einen extrem spannenden Kriminalthriller geschrieben.
Die Handlung ist so geschickt in ein Netz von falschen Fährten eingewoben, dass der Zuhörer immer wieder seine Theorien über Täter, Tat, Motiv über den Haufen werfen kann, nur um sie einige Minuten später doch wieder rausholen zu können.
Die Einbeziehung des Kinderhändler- und Kinderschändermilieus, der ominöse Erpresser sowie die Verfolgung durch die Polizei bieten Stoff für eine Menge von Verschwörungstheorien, die Fitzek meisterhaft bedient.
Die Geschichte ist zudem fast durchgehend glaubwürdig und realistisch geschrieben. Selbst für die auf den ersten Blick unrealistischen Teile gibt der Autor mit der besonderen psychischen Verfassung des Hauptcharakters Stern zumindest eine Erklärung für die Irrationalität einiger Verhaltensweisen. Diese Realitätsnähe gibt dem Buch eine besondere Spannung und sorgt auch dafür, dass die zum Teil sehr große Actionlastigkeit sich gut in die Geschichte einfügt. Im Gegensatz zu seinen anderen Werken, wie zum Beispiel "Das Amokspiel", hat Fitzek bei "Das Kind" die Geschichte besser in die deutschen Gegebenheiten eingefügt und damit bewiesen, dass man Spannung und Action auch ohne Rückgriff auf typische Verhaltensweisen angloamerikanischer Bücher erzeugen kann.
Die Geschehnisse kommen so Schlag auf Schlag, dass man das Hörbuch am liebsten nicht weglegen will. Der Schreibstiel von Fitzek, dem es in "Das Kind" gelingt vor allem das Wesentliche sehr detailreich zu beschreiben, und die angenehme Erzählstimme von Simon Jäger können in den Köpfen der Zuhörer so etwas wie einen Kinofilm ablaufen lassen.
Der bearbeiteten Hörbuchfassung, die circa fünf Stunden lang ist, liegt ein Gutschein für den Download der ungekürzten Fassung etwa der doppelten Länge bei. Zwar ist die Bearbeitung gelungen und vermittelt Spannung und Geschichte gut, doch ist ein Teil der Wendungen weggefallen beziehungsweise wird durch die Kürzungen etwas weniger gut nachvollziehbar.
Wer actionreiche und spannende Thriller liebt, kommt an "Das Kind" nicht vorbei. Man sollte jedoch einen gewissen Grad an Abhärtung gegen Schilderung von Gewalt - auch gegenüber Kindern - haben.