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Auf die Frage, was sie einmal werden möchten, werden viele angehende Studenten oder Azubis antworten "was mit Design". Aber was genau macht man denn so als Designer den ganzen Tag? Und gibt es überhaupt "den Designer"? Hier herrschen äußerst verschwommene Vorstellungen - in welchem Bereich arbeitet man, wer sind potentielle Arbeitgeber, arbeitet man fest angestellt in einer Agentur oder wagt man doch lieber den Schritt zum Freiberufler, wird man steinreich oder fristet ein Dasein als unterbezahlte Hilfskraft ... Fragen über Fragen. Das Berufsfeld Design ist mit ebenso vielen Hoffnungen und coolen Erwartungen besetzt wie mit Klischees und Irrtümern junger Berufsanfänger.
Dem "Mythos Designer sein" hat sich der Verlag hellblau in dem gleichnamigen Buch angenommen. Der großformatige Softcoverband gibt dabei eine ausführliche Übersicht über das Berufsbild, die möglichen Arbeitsbereiche, Aufgaben und Tätigkeitsfelder, Voraussetzungen und Einstiegshürden. Die einzelnen Kapitel bestehen nicht aus trockenen Texten und Tipps, wie man sie vielleicht von einem Berufsratgeber erwarten würde, sondern bieten einen bunten und vielfältigen Mix aus Arbeitsplatzportraits, Interviews, Projektvorstellungen, Lebensläufen und anderem mehr. So haben insgesamt 61 Arbeitsplatzporträts Eingang in dieses Buch gefunden.
Ganz wichtig: Diese Infos kommen aus erster Hand und von den unterschiedlichsten Leuten, was sie natürlich besonders wertvoll für alle macht, die mit dem Beruf des Designers liebäugeln. Da stellt eine Schmuckdesignerin ihren Arbeitsalltag vor, da spricht ein renommierter Plakatdesigner von seinem Werdegang, oder ein junger Art Director erzählt von seinen Erfahrungen als Praktikant in diversen Agenturen. Hier fließen Berufserfahrung und Herzblut ein, es werden aber trotzdem keine falschen Illusionen bezüglich des späteren Berufs gepflegt - die Nachteile praktisch nicht vorhandener fester Arbeitszeiten und die teils geringe Bezahlung kommen ebenso zur Sprache wie die starke Konkurrenz und die Schwierigkeit, sich gut und nicht unter Wert zu verkaufen.
Grob gegliedert ist der Band nach den jeweiligen Berufsfeldern, nämlich Grafikdesign, Multimediadesign, Illustration, Produktdesign und Modedesign. Neben Interviews und Lebensläufen gibt es eine Menge praktisch und übersichtlich gestalteter Tipps zu lebenspraktischen Themen - zum Beispiel zur Künstlersozialversicherung oder zum Thema "Familie und Beruf unter einen Hut bringen". Informative Links, Adressen und Ansprechpartner runden das Bild ab.
So schlicht der grau-schwarze Band von außen daherkommt, so originell ist seine Gestaltung innen - wie ja von einem Band über Design auch nicht anders zu erwarten ist. Die Seiten sind ausgefallen gestaltet und gesetzt, außerdem großzügig bebildert. Allenfalls die zahlreichen Werbeseiten stören ein wenig.
"Mythos Designer sein" bietet einen authentischen und ausgewogenen Einblick in den Berufsalltag eines Designers, sei er nun Webdesigner oder Modeschöpfer. Für Berufseinsteiger, angehende Studenten und Azubis ist dieses Buch unbedingt zu empfehlen, da es Eindrücke und Erfahrungen aus erster Hand - nämlich von Leuten mit Berufserfahrung - liefert und Einblicke gewährt, die man sonst nicht bekommen würde.
Die vielen Bereiche, die angerissen werden, können natürlich kein vollständiges Bild einer jeden Berufsdisziplin liefern. Zum Hineinschnuppern, zum Sich-Klar-Werden, was man eventuell werden möchte und kann, zum Abwägen und Informieren ist dieses Buch aber unschlagbar, und das zu einem Preis, der zwar nicht ganz günstig, aber noch fair zu nennen ist. Nach der Lektüre dürfte der "Mythos Designer sein" jedenfalls kein Mythos mehr sein.
Im hellblau Verlag sind übrigens in der gleichen Reihe die Ratgeber "Mythos Mappe", "Mythos Mappe machen" und "Mythos Eignungsprüfung" erschienen.