Kinderlieder á la Rolf Zuckowski darf man nicht erwarten, wenn man seinen Sprösslingen die ABC.CD kauft. Die von Andy Blöcher - der für Pop-Größen wie Xavier Naidoo oder Sabrina Setlur gearbeitet hat - produzierte CD entspricht musikalisch und textlich gesehen überhaupt nicht dem, was man unter dem Label "Kindermusik" sonst so kaufen kann. Ganz im Gegenteil kommt die Musik ziemlich modern und "jugendlich" daher und versammelt die unterschiedlichsten Musikstile, sodass von Rock und Pop über Ska bis hin zu Heavy Metal alle möglichen Richtungen vertreten sind. Und auch die Texte sind nicht immer zimperlich.

Die Texte befassen sich, wie der Titel unschwer erkennen lässt, mit Buchstaben. So gibt es zwei Hommagen an jeweils einen Buchstaben: das "O" und das "E", denn ohne "O" zum Beispiel "gäb es nicht einmal ein Klo". Jim aus Santa Fee mag offensichtlich Country-Musik und bringt als ABC-Spezialist in seinem Lied auch noch das englische Alphabet unter. Spaß macht auch der Song "Jeder zählt", nach dem dann alle Hörer wissen sollten, wie wichtig das "B" für den "Barsch" ist oder das "N" für die "Knackwurst". Im Schimpfwörter-Rap werden alphabetisch geordnete, aus zwei alliterierenden Wörtern bestehende Schimpfwörter in den Raum geworfen, beispielsweise "elender Erbsenzähler". Alliterationen sind auch das bevorzugte Stilmittel in der Show "Deutschland sucht den Superbuchstaben". Hier stellt sich jeder Buchstabe mit einem meist recht kurzen Stück vor. Der Text, größtenteils bestehend aus lediglich einem Satz, enthält nur Worte, die mit dem eigenen Buchstaben beginnen. Alliterationen sind klassische Kindersprachspiele. Einen Satz zu bilden mit Worten, die alle mit demselben Buchstaben beginnen, macht Kindern Spaß und ist gar nicht so schwierig. Kniffliger ist da schon die Beschränkung auf nur einen Konsonanten wie im Lied "Ohne uns läuft hier gar nichts". Jedem Konsonanten ist hier ein eigener Satz gewidmet, der keinen der anderen Konsonanten enthält, wie zum Beispiel: "Am Samstag mampft Barbara Ananassalat."

Natürlich ist es bei der Vielzahl an Musikstilen sehr wahrscheinlich, dass nicht jedem der kleinen und großen Hörer alle Lieder gleichermaßen gefallen. Besonders die zum Teil recht kurzen Stücke aus "Deutschland sucht den Superbuchstaben" können - speziell vielleicht für Erwachsene - hin und wieder recht nervenaufreibend sein.
Wirklich beeindruckend aber ist der spielerische und kreative Umgang mit Sprache, der Kinder animiert selbst mit Sprache zu spielen. Auch der musikalische Unterbau ist erfrischend gut gelungen. Zwischen den Liedern sind Zungenbrecher und Rätsel eingestreut. Sämtliche Zungenbrecher sind auf dem Booklet abgedruckt. Die Songtexte leider nicht, was allerdings nützlich gewesen wäre, da hin und wieder einzelne Passagen schwer zu verstehen sind.

Alles in allem aber ist diese CD wirklich gut gelungen, denn sie macht Lust auf Sprache und Musik, ist für Vorschüler und Grundschüler gleichermaßen geeignet und im Kinderzimmer genauso gut aufgehoben wie im Klassenraum.