Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Im Zwielicht-Reich von Desire, der kleinen Schwester des Sandmans, herrscht Totenstille. Hier lebt nur Desire selbst, in einem gewaltigen Abbild ihrer selbst. Inmitten des Herzens thronend ersinnt sie einen Plan, den Sandman zu vertreiben. Sie hat es bereits einmal versucht. Vor langer Zeit konnte sie mit Hilfe einer Frau, in die sich der Ewige verliebte, fast den Sieg davontragen. Und nun scheinen die Zeiten günstig für Desire zu stehen. Es gibt nach langer Zeit wieder einen Traumwirbel. Und dieser Wirbel kann alle Träume und den Sandman, vielleicht sogar das gesamte Universum, vernichten. Hinzu kommt, dass der Traumwirbel eine Frau ist, eine hübsche, junge Frau.
Nichts von diesen Plänen ahnend, macht der Sandman sich auf, nach vier verschwundenen Träumen zu suchen. Sie sind ihm auf Grund seiner langen Abwesenheit in die Realität entkommen. Brut und Glob, die der Sandman nicht für ein großes Problem hält, der Korinther, ein entsetzlicher Alptraum, der mit Sicherheit eine Leichenspur hinterlässt und - sehr zum erstaunen des Ewigen - "Fiddlers Green".
Ihm bleibt keine Wahl, er muss sie suchen und wieder in sein Traumreich zurückholen. Dabei schwant ihm übles, denn das Zusammentreffen mit einem Traumwirbel macht das Ganze zu einem gefährlichen Unterfangen.
Ganz andere Probleme hat Rose Walker, die mit ihrer Mutter nach England geflogen ist. Sie haben eine seltsame Einladung einer reichen, alten Lady erhalten, die ihnen eröffnet, ihre Mutter und Großmutter zu sein. Rose ahnt nicht, dass die Suche nach ihrem verschwundenen Bruder, auf die die beiden Frauen geschickt werden, sie mit Wesen in Berührung bringt, die ihr Leben für immer verändern werden.
"Das Puppenhaus" umfasst die Ausgaben Neun bis Sechzehn und ist eine in sich abgeschlossene Geschichte rund um Rose Walker und den Plan von Desire, ihren Bruder Sandman zu vernichten.
Als Zeichner sind Mike Dringenberg, Malcolm Jones III, Chris Bachalo, Michael Zulli und Steve Parkhouse involviert. Sie garantieren für jedes einzelne Kapitel einen eigenen, individuellen und die Geschichte visualisierenden Charakter.
Kennzeichnend für den Autor ist die unglaubliche Vielfalt der Motive, die in die Geschichten einfließt. Er verbindet uralte Mythen mit modernen Aspekten, streift in einem Exkurs mehrere Jahrhunderte und die sie kennzeichnenden gesellschaftlichen Strömungen - jeweils in wenigen Sätzen und Bildern genial eingefangen und charakterisiert - und umrahmt sämtliche Ideen durch den ungemein facettenreich ausgestalteten Sandman. Weit mehr als in der ersten Geschichtensammlung, den "Präludien & Notturni", wird thematisiert, was den Sandman antreibt, ausmacht und welche Aufgaben er hat. Dabei gelingt es Neil Gaiman fast spielerisch ein eigenes Universum zu erschaffen, dass festen Regeln und Gesetzmäßigkeiten gehorcht und dem eine distingte Moral und Wertvorstellung innewohnt. Seine Charaktere sind grandios ersonnen, werden ebenso sympathisch wie abscheulich ausgearbeitet und ergeben ein solch vielfältiges Panoptikum, dass man immer wieder ins Staunen gerät. Dieses Comic ist die gekonnte Visualisierung eines überragenden literarischen Talents. Dabei ist es eben die knappe Sprache und die hinzutretenden Bilder, die den Reiz der Sandman-Reihe ausmachen.
Wer einen einmaligen Comic genießen will, der in Text und Bild einzigartig Fantasie und Realität vermischt und eine Fülle an Geschichten erzählt, kommt an "Sandman" nicht vorbei. Ein besonders herausragendes Beispiel ist "Das Puppenhaus", der zweite Sammelband der Reihe, der in gewohnt exquisiter Druckqualität daherkommt und keine Wünsche offen lässt.
Für Leser, die den ersten Teil nicht kennen oder nicht erwerben möchten, erläutert Neil Gaiman in einem kurzen Vorwort die Ereignisse, die vor dem "Puppenhaus" liegen.