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 Die Albatros-Akte


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es herrscht der zweite Nachfolgekrieg in der Inneren Sphäre.
Das Lyranische Commonwealth, unter der Herrschaft Haus Steiners, wird an zwei Fronten von seinen Feinden bedrängt, und obwohl zur Verteidigung alle Kräfte gebündelt werden müssten, beginnt Archonet Christian Delcord einen ganz privaten Feldzug im Hinterland. Stück für Stück erobert er sich ein eigenes Reich, aus den Besitztümern Haus Steiners.

Obwohl er nur Panzereinheiten auf den von ihm angegriffenen Welten einsetzt, kann keine der dort stationierten Mechgarnisonen seine Einheiten aufhalten. Sobald die feindlichen Armeen aufeinander stoßen, fallen die gewaltigen Battlemechs aus unerklärlichen Gründen einfach aus und werden von den siegreichen Eroberern nach kürzester Zeit verschrottet.
Der lyranische Geheimdienst LNC (Lyranisches Nachrichten-Corps) schickt ein Team, bestehend aus vier Agenten, auf den Planeten Ludwigshafen, dem wahrscheinlichsten nächsten Ziel Delcords. Akim Balikci, Harald Krause, Masako Schlüter und Antonella Sonnenschein sollen auf Ludwigshafen verdeckt ermitteln, um die Lage vor Ort zu klären.
Wenn es tatsächlich eine neue Geheimwaffe gibt, muss unbedingt verhindert werden, dass sie einem der anderen Häuser in die Hände fällt.

Auf Ludwigshafen angekommen, stellen sich die Agenten, als Einheit der Lyranischen Commonwealth-Streitkräfte getarnt, den Aggressoren entgegen und erleiden eine empfindliche Niederlage. Anstatt in ihren Mechs die Panzer in Grund und Boden zu stampfen, wie es eigentlich zu erwarten wäre, versagt sofort bei drei von vier Maschinen die Steuerung und die Kampfkolosse stürzen unkontrolliert zu Boden. Lediglich Masako Schlüter, in ihrem Mech, gelingt ein Abschuss, bevor auch sie kampfunfähig zu Boden stürzt. Das einzige was ihren Mech von denen der Anderen unterschied, war ein Fehler in der Sensoreinheit der Maschine.
Haben die Agenten hier etwa schon ihre erste heiße Spur entdeckt?

Um damit allerdings etwas Sinnvolles anfangen zu können, müssen sie erst einmal wieder aus dem Militärgefängnis entkommen können. Während Harald Krause und Antonella Sonnenschein mit Hilfe eines anderen Agenten vor Ort fliehen können, lassen sich Akim Balikci und Masako Schlüter von den neuen Besatzern zum Schein für die Sache des Archonet verpflichten.
Fortan ermitteln die Agenten getrennt voneinander, um das Geheimnis um den Albatros-Effekt aufdecken zu können.

Reinhold H. Mai erzählt hier eine Geschichte aus der früheren Zeit des Battletech-Universums.
Die Erzählungen der Classic Battletech-Serie finden lange vor den unter Heyne erschienenen ursprünglichen Battletech-Romanen statt, und werden sicherlich bei all den Leuten großen Anklang finden, die von der neuen MechWarrior-Reihe eher weniger begeistert sind.

Die vorliegende Geschichte basiert auf einer interessanten Idee und ist eigentlich ganz nett geschrieben, jedoch arbeitet der Autor die Hauptcharaktere nicht genügend aus und verschenkt somit wertvolles Potential, das in einer solchen Idee schlummert. Akim Balikci stammt aus einer Berufssoldatenfamilie und leidet unter massiver (Welt-)Raumangst, Masako Schlüter ist wunderschön und lesbisch, Antonella Sonnenschein ist bei den Streitkräften rausgeflogen und rachsüchtig ? Sehr viel mehr kommt bei den Charakteren eigentlich nicht rum.

Des Weiteren tauchen laufend sexuelle Spannungen auf. A könnte auf B, hat jedoch keine Chance, da B lesbisch ist. Trotzdem denkt A sich: Schön wär´s. B hätte nichts dagegen C näher kennen zu lernen, konzentriert sich aber letztlich mehr auf den eigentlichen Auftrag. Zwischen C und D entsteht nach einer kurzen Aufwärmzeit durchaus gegenseitiges Interesse, das aber erstmal beiseite geschoben wird, damit im Ernstfall persönliche Interessen nicht dem Auftrag im Wege stehen. Trotzdem ist D eifersüchtig, als C des Auftrags wegen mit einem anderen Mann zusammenkommt.
Die gegenseitigen Anziehungskräfte, die Top-Agenten eigentlich im Griff haben sollten, kommen immer mal wieder hoch.

Geradezu auffällig ist auch der Umstand, dass die Agenten den Fall eigentlich fast nur durch eine Aneinanderreihung von Zufällen lösen.
Zufälligerweise ist bei einem der zugeteilten Mechs die Sensoreinheit defekt. Zufällig stolpern die Agenten hier und dort über Personen und Bekannte, die ihnen etwas später von großem Nutzen sein werden, was sie bis dahin aber nicht mal ahnen können. Als es am nötigsten ist, hat zufällig einer der Agenten eine Raumjägerausbildung, die er damals wegen Raumangst abbrechen musste. Und zufällig hat damals ein anderer Agent (natürlich eine Zufallsbekanntschaft ?) eine Gruppe von dringend benötigten Battlemechs versteckt, bevor Archont Delcord sie verschrotten lassen konnte.
Ein Zufall nach dem anderen.
Das Tüpfelchen auf dem I des Zufalls ist dann aber die sehr späte Erkenntnis Harald Krauses, dass die Geheimwaffe ebenfalls nur zufällig erfunden wurde.
Na, das passt ja ?

Ich bin zwar sehr froh, dass es eine Alternative zu den MechWarrior-Romanen gibt, hoffe aber darauf, dass die anderen Bücher der Reihe etwas mehr durchdacht sind. Von Top-Agenten erwarte ich eigentlich viel eher, dass sie herumschnüffeln und manipulieren, anstatt von hier nach dort zu reisen und zufälligerweise zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.

Nach dem lesen dieses Buches hatte ich den Eindruck, dass die Vorstellungsgespräche beim angeblich verlässlichsten Geheimdienst der Inneren Sphäre so ablaufen müssen:
Personalbearbeiter: Und, was können sie so?
Bewerber: Nichts. Aber ich habe dieses Jahr schon zweimal im Lotto gewonnen.
Personalbearbeiter: Mensch, sie sind genau DER Mann den wir für unsere Organisation suchen. Unterschreiben sie bitte hier.

Beibehalten hat man die sinnvolle Tradition, auf den letzten Seiten des Buches ein Glossar der wichtigsten Begriffe aufzuführen.

Für Fans und Sammler der alten Serie durchaus interessant. Für Neueinsteiger und Nur-Mal-Reinschnupperleser allerdings ein weniger gut gewählter Anfang.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH,
www.fanpro.com und www.f-shop.de

Holger Ebert



Taschenbuch | Erschienen: 1. November 2005 | ISBN: 3890645267 | Preis: 9,00 Euro | 332 Seiten | Sprache: Deutsch

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