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 Ostpreußen

Geschichte und Mythos

Autoren: Andreas Kossert
Verlag: Siedler

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Geschichte und Mythos soll dieses Buch laut Untertitel dem Leser nahe bringen. Mit dem zweiten hapert es dann allerdings ganz beträchtlich.

Andreas Kossert berichtet von der Geschichte Ostpreußens, von den Prußen, die - mit den Litauern verwandt - die Urbevölkerung Ostpreußens bildete und von der Geschichte, die dieses Land durchmachte. Wenig anschaulich, aber immer um Quellen bemüht, schreibt er viel über die Politik und wenig über die Lebensverhältnisse der Menschen im Wandel der Zeiten. Und da kommen durchaus interessante Punkte heraus, die man vielleicht nicht so genau wusste. Zum Beispiel dass das protestantische Ostpreußen eine katholische Gegend, das Ermland hatte, zum Beispiel, dass in ganz Ostpreußen verschiedene Sprachen gesprochen wurden, nämlich neben dem Deutschen auch das Polnische und Litauische und die Überreste des Prußischen, zumindest bis die Nationalstaaterei im 19. Jahrhundert diese tolerante Sitte unter Deutschtümelei begrub.

Das könnte spannend sein, ist es aber nicht. Andreas Kossert mag ein großartiges Historiker sein und über die wissenschaftliche Richtigkeit seiner Fakten muss an dieser Stelle nicht befunden werden - das wirkt alles sehr glaubhaft. Aber das Schreiben ist Kossert nicht gegeben. Nicht auf einer Seite bemüht er sich um Geschichten, sondern immer nur um die Geschichte. Gar anschaulich zu schreiben, scheint ihm entweder ein Graus oder eine Unmöglichkeit zu sein. Wie viele Leser aus den nachwachsenden Generationen, deren Wurzeln an der Memel liegen, würden gerne mehr darüber erfahren, wie das Leben in den Jahrhunderten war, in denen Ostpreußen in deutscher Hand war - aber Kossert hangelt sich nur an Fakten entlang, bekommt nie einen Bogen hin, der die Fakten auch sinnvoll einordnen könnte und von dem Mythos spricht wirklich nur der Untertitel und die sehr schöne Aufmachung des bei Siedler erschienenen Buches. Die suggeriert mit zwei sehr schönen Bildern auf dem Einband ebenfalls ein Buch das diesen Mythos, der ja immer noch lebt, wie die vielen Reiseangebote nach Königsberg und in alle Teile des alten Gebiets glaubhaft machen, schildert und vielleicht heraufbeschwört oder doch zumindest kritisch beleuchtet. Leider passiert nichts davon.

Holger Hennig



Hardcover | Erschienen: 1. September 2005 | ISBN: 3886808084 | Preis: 24,90 Euro | 446 Seiten | Sprache: Deutsch

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