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 Der Schwarm


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Vor Kanada bleiben die Wale ungewöhnlich lange aus. Als sie endlich zurück kehren, greifen sie Touristen an und hinterlassen Tote.
An der norwegischen Küste wird eine neue Art Würmer entdeckt, vielleicht eine ganz neue Art, vielleicht eine Mutation. Zu Millionen sitzen sie unter Wasser.
In Frankreich platzen Hummer auf und zeigen statt ihrem Fleisch nichts als eine Gallertmasse. Trotzdem haben die Hummer noch gelebt - oder nicht?
Diese Vorkommnisse und noch mehr beunruhigen die jeweilig Beteiligten und die Forscher. Sie können nicht verstehen, was plötzlich vorgeht.
Schließlich verknüpft man die Vorkommnisse überall auf der Welt miteinander und bildet ein Team.
Dieses Team hat sich jedoch nicht nur mit den gegebenen Problemen herum zu schlagen, sondern auch mit den Folgen wie etwa einem Tsunami und schließlich auch dem Versiegen des Golfstroms.
Sigur Johanson glaubt nicht an Terrorismus, sondern an eine koexistierende Spezies in den Tiefen der Meere, die die Menschen in ihre Schranken weisen will.
Doch diese Theorie gilt es nicht nur zu beweisen, es gilt auch, sie gegen andere, allen voran das Militär und seine zwingend gewalttätigen Lösungen, durchzusetzen, und zu guter letzt muss man auch mehr über diese Wesen, die Yrr, in Erfahrung bringen, mit ihnen Kontakt aufnehmen und verhindern, dass sie das Ende der Menschheit besiegeln.

Dieses Hörspiel, bei dem es sich trotz seiner umfangreichen Laufzeit auf 10 CD um eine Kürzung des 1000-seitigen Bestsellers von Frank Schätzing handelt, ist eine Mischung aus Öko-Thriller und Science-Fiction.

Lange Zeit scheint kein Zusammenhang zwischen den einzelnen Figuren und den Problemen in ihrer Gegend zu bestehen, doch dies bietet dem Hörer dafür die Gelegenheit, die Hauptpersonen näher kennen zu lernen, mit ihrer Art, ihrem Charakter und ihren Motivationen vertraut zu werden.
Nachdem dann endlich alle Beteiligten zusammen finden und es an die Beratungen geht, die Theorie der Yrr aufgestellt wird, wird es zäher.
Spannend sind die einzelnen Abschnitte beschrieben, immer Neues taucht auf und viele Szenen erinnern vielmehr an eine Hollywood-Verfilmung als an ein Hörspiel, trotzdem beginnt man zu warten. Die großen Schritte sind getan und nun plätschert die Handlung vor sich hin wie ein tropfender Wasserhahn. Die eine friedliche Lösung anstrebenden Forscher und das auf Gewalt ausgerichtete Militär spielen sich gegenseitig den Ball zu, aber die Geschichte selbst bewegt sich eher nach unten auf dem Spannungslevel.
In diesem Teil des Hörspiels geben dann auch die meisten Protagonisten auf, während der Hörer noch am Ball bleibt. Tatsächlich hat Schätzing sich nicht an die altbekannte Regel gehalten, dass die Guten immer alle überleben, und so muss der Hörer sich von einigen Charakteren, die er durchaus lieb gewonnen haben könnte, nach und nach verabschieden.
Die Spannung nimmt gegen Ende dann wieder zu, allerdings hat man bis zu diesem Punkt schon so einige Längen durch gehört, sodass der Schluss nicht so fulminant wirkt, wie er sein könnte oder so, wie er auch gut zu tosenden Wellen und der Macht der Meere passen würde.
Das Stichwort Hollywood hat der Autor sich wohl auch hier sehr zu Herzen genommen, denn die Überlebenden sind an diesem Punkt lang keine Überraschung mehr für den aufmerksamen Hörer und sogar eine kleine Prise Kitsch hat Schätzing in die Geschichte gestreut.

Das alles soll die Geschichte keineswegs schlecht machen. Es handelt sich, soweit beurteilbar, um eine wirklich gute und innovative Geschichte. Die Charakterzeichnungen zumindest im ersten Teil des Hörspiels empfand ich als sehr stark und realistisch, auch die wissenschaftlichen Aspekte wirken, soweit man dies als Laie beurteilen kann, ausgesprochen gut recherchiert und sehr plausibel.

Dieser Thriller kann durchaus auch politisch gesehen werden. An erster Stelle bezieht sich das auf das Selbstbild der Menschen und ihr Selbstverständnis auf der Welt, auf Umweltprobleme und umstrittende Aspekte wie etwa Ölbohrungen oder Whale-Watching, aber auch Sätze von General Li wie "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" hat man als Hörer schon einmal gehört.

"Hollywood für die Ohren", wie es der dekorative Pappschuber verspricht, in dem die 10 CD aufgehoben sind, ist nicht zuviel versprochen.
Der in Berlin lebende Manfred Zapatka, der dem Hörer aus verschiedenen Krimiserien oder der Serie "Rivalen der Rennbahn" Ende der 80er bekannt sein dürfte, mimt den Erzähler.
Sigur Johanson wird von Joachim Kerzel, Synchronsprecher unter anderem von Jack Nicholson und auch als Sprecher, vor allem im Horrorbereich, immer bekannter werdend, verkörpert.
Samantha Crowe, die teilweise Erzählerin, die mit einer dunklen verrauchten Stimme zu dem Hörer spricht und zumeist auch tatsächlich gerade eine neue Zigarette entzündet, wird von Mechthild Grossmann, die ebenfalls aus Krimiserien, aber auch aus "Nirgendwo in Afrika" als Schauspielerin bekannt sein könnte, hervorragend in Szene gesetzt.
Leon Anawak bekommt die Stimme Stefan Gebelhoffs, der schon in "Manta, Manta" mitspielte, aber ebenso auf viele Auftritte in Krimiserien verweisen kann.
Silke Haupt, die schon Shao aus der John Sinclair-Reihe verkörperte, aber ebenfalls auf Schauspielausbildung und -auftritte verweisen kann, übernimmt den Part von Alicia Delaware.
Auch mir unbekanntere Stimmen wie die von Frauke Poolmann als General Judith Li etwa, sind meiner Meinung nach ausgesprochen gut besetzt worden, und dass Frank Schätzing selbst mühelos als Jack Vanderbilt heraus zu hören ist, ist für den Rheinländer sicher nicht allzu leicht, auf jeden Fall aber der Mühe wert gewesen.
Neben der außergewöhnlich hochkarätigen Besetzung mit unwahrscheinlich gutem Ton und ebensolchen Soundeffekten sind auch bekanntere Namen wie Thomas Friebe und Ralph Morgenstern zu finden, und einzig Sabina Valkieser als Tina Lund schwächelt meiner Ansicht nach etwas und wirkt zu aufgesetzt.

Die Musik, für die neben Loy Wesselburg natürlich auch wieder Frank Schätzing selbst Hand anlegte, würde sich auch als separater Soundtrack lohnen und bohrt sich stellenweise als (positiver) Ohrwurm ins Gehör.

Lohnenswert sind auch die Booklets, die neben den üblichen Informationen etwa eine Art Tagebuch von Frank Schätzing zur Hörspielproduktion beinhalten, was informativ, vor allem aber sehr amüsant zu lesen ist.

Insgesamt eine sehr hochwertige und wirklich lohnenswerte Produktion. Die Geschichte selbst hat trotz der drastischen Kürzungen (laut Schätzing beläuft sich der Umfang dieses Hörspiels auf etwa ein Viertel des Buches) deutliche Längen, die langweilen können, man muss gewillt sein, sich von Protagonisten zu trennen, aber auch zu akzeptieren, dass diese zum einen nicht immer heroisch, zum anderen auch nicht immer logisch nachvollziehbar das Zeitliche segnen. Abschließend darf man nicht vom nicht ganz so fulminanten Ende enttäuscht sein und die Kitschprise verzeihen, dann macht auch die Geschichte sehr viel Spaß.

Tanja Elskamp



CD | Erschienen: 01. August 2004 | ISBN: 3899403967 | Laufzeit: 726 Minuten | Preis: 49,95 Euro

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