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 Akte Mystery

Unheimliche Krimigeschichten


Cover
Gesamt ++---
Aufmachung
Brutalität
Spannung
Ton


Mysteriöse Geschichten zwischen Realität und Übernatürlichem werden in "Akte Mystery" von den vier Autoren zu einem düsteren Reigen verwoben. Die CD enthält: "Das ovale Portrait" von Edgar Allan Poe, "Der mittlere Zeh vom rechten Fuß" von Ambrose Bierce, "Eine Schreckensnacht" von Anton Tschechow und "Mrs. Lannisfree" von August Derleth. Wer die CD bei Amazon entdeckt und geordert hat, dürfte sich über diese Aufzählung wundern, denn Stephen King und H. P. Lovecraft fehlen tatsächlich. Die Erzähler als Autoren zu führen ist ja eh schon verkehrt, aber Autoren aufzuführen, die gar nicht vertreten sind, ist schon ein starkes Stück. Aber das hat ja nicht der Hörverlag zu verantworten und soll dem Tonträger nicht vorgehalten werden, auch wenn es den Rezensenten verärgert hat, der sich auf Lovecraft gefreut hatte.

Uwe Koschel liest die erste und die dritte Geschichte. Den Auftakt macht "Das ovale Portrait" von Edgar Allen Poe. Koschel hat zwar eine an sich interessante Stimme, leider benutzt er sie nicht, um Gruselstimmung zu verbreiten. Andererseits hat die Geschichte von Poe zwar eine gute Grundidee, aber allzu unheimlich ist sie auch nicht. Vom Inhalt soll hier nichts verraten werden, dafür ist die Geschichte zu kurz, das nähme jeden Reiz die Geschichte zu hören. Andererseits wird die Auflösung ohnehin direkt verraten und die Handlung geht dann schnurstracks dorthin.

"Eine Schreckensnacht" von Anton Tschechow hingegen ist makaber und hat immerhin einen gewissen unheimlichen Reiz. Ein Mann kommt von einer spiritistischen Sitzung nach Hause und findet in seiner Wohnung einen Sarg vor. Nach dem ersten Schock findet er heraus, dass auch andere Teilnehmer der Sitzung einen Sarg in der Wohnung stehen haben. Was steckt dahinter?
Die Geschichte weist einen netten Twist am Ende auf, der jedoch wiederum stark den unheimlichen Grundgedanken abmildert. Zu Zeiten des Autors dürfte man damit noch Leute gegruselt haben können.

Der von den "Die drei ???" bekannte Oliver Rohrbeck liest "Der mittlere Zeh vom rechten Fuß", eine Spukhausgeschichte von Ambrose Pierce. Zwei Männer wollen sich im Geisterhaus duellieren, doch es kommt anders als erwartet: Ein Mann stirbt, aber unter mysteriösen Umständen ... Rohrbeck liefert eine gute Leistung ab, obwohl viele Hörer wohl immer "Justus Jonas" im Hinterkopf haben dürften. Irgendwie ist es so, als würde Justus Jonas eine Geistergeschichte erzählen, was aber ja gar nichts Schlimmes ist. Die Geschichte hakt an ihrem altmodischen Erzählstil, sodass sich der Gruselfaktor stark im Rahmen hält.

Moritz Stoepel liest zum Abschluss "Mrs. Lannisfree", in der der Erzähler sein schreckliches Erlebnis zum Besten gibt. Er lebt als Diener alleine mit seinem Dienstherren Mr. Lannisfree weit abseits der Zivilisation in einem kleinen Haus. Immer öfter sind morgens nasse Fußspuren zu finden. Erst vermutet der Diener, dass Mr. Lannisfree nachts schlafwandelt, aber warum handelt es sich um Salzwasser, obwohl die nächste mögliche Quelle dafür dreißig Meilen entfernt liegt? Daher kommt ein nächtlicher Besuch einer Geliebten auch nicht in Frage, vor allen, da Mr. Lannisfree seine Tür fest verschlossen hat. Was steckt wirklich dahinter?

Hier kommt eine gute Sprecherleistung mit einer anständigen Gruselgeschichte zusammen. Langsam wird die Handlung vorangetrieben und der Hörer rätselt mit, was dahinter stecken kann. Die Lösung ist nachvollziehbar und passend und so endet die CD und lässt den Hörer mit einem Grusel zurück.
Online-Käufern könnte auffallen, dass dort "Unheimliche Krimigeschichten" auf dem Cover steht, dies ist in der dem Rezensenten vorliegenden Fassung nicht so. Eventuell stand die Angst im Raume, dass nur "unheimlich" potentielle Käufer abschrecken könnte, außerdem verkaufen sich Krimis ja gut, also schreibt man wohl einfach Krimi mit drauf. Aber da hat wohl noch früh genug jemand im Verlag gemerkt, dass das Unsinn wäre, mit Krimis haben die Geschichten nun wirklich nichts zu tun.

Insgesamt gesehen ist diese CD voller Produktionen des Hessischen Rundfunks nur bedingt zu empfehlen. Natürlich sind Poe und Bierce Klassiker und Derleth überrascht positiv, aber man muss schon ein sehr leicht erschreckbares Gemüt haben, um sich hier gruseln zu können. Davon dürfte es zwar beim Erscheinen der originalen Texte mehr gegeben haben, das nutzt dem modernen Hörer aber wenig. Die Sprecherleistung von Koschel ist lediglich akzeptabel, nur die anderen beiden Sprecher wissen zu überzeugen. So bleibt ein nur mäßig gruseliger "Quickie" auf einer CD, von dem letztlich nur die letzte Geschichte wirklich lohnt. Für den Tonträger spricht nur sein niedriger Preis und eventuell findet ja auch eine der ersten drei Geschichten ihre Fans. Und man bekommt mal wieder Oliver Rohrbeck zu hören …

Bernd Wachsmann



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Februar 2008 | ISBN: 9783867172127 | Laufzeit: 70 Minuten | Preis: 9,95 Euro

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