Wenn eine Tornadowarnung herausgegeben wird, ergreifen normale Menschen die Flucht und verlassen ihre Häuser. Einige wenige jedoch steigen dann aber erst recht in ihr Auto und fahren in das betroffene Gebiet. Sie haben die Finger auf den Auslösern ihrer Kameras und kennen nur ein Ziel - das perfekte Foto des Wirbelsturms zu schießen. Sie nennen sich Sturmjäger, und das hier besprochene Buch erzählt und bebildert ihre Geschichte.

"Sturmjäger - Im Auge des Tornados" wurde von zwei Männern, Mike Hollingshead und Eric Nguyen, geschrieben und fotografiert. Es dokumentiert ihre Suche nach Motiven in 15 Stürmen. Die tagebuchartigen Kommentare erklären die Ausgangssituation, den Ablauf einer Sturmjagd, die technischen Schwierigkeiten beim Fotografieren und natürlich zahlreiche Wetterphänomene, die auf den unzähligen Aufnahmen zu sehen sind. Der Tornadoforscher Charles Doswell führt mit einem Vorwort in die Thematik ein und schließt das Buch mit einer wissenschaftlichen Betrachtung der im Buch aufgezeigten Wetterphänomene. Ein kurzes Glossar mit einigen essentiellen Begriffen rundet den Bildband ab.

Wer sich schon bei einem Gewitter vor Angst unter die Bettdecke verkriecht, darf froh sein, dass die Stürme hierzulande noch gar nichts gegen die gewaltigen Ungetüme sind, die im Mittleren Westen der USA Furcht und Schrecken verbreiten. Bereits auf dem Titelbild des schön gestalteten Buches von Frederking & Thaler ist ein solcher Gewittersturm zu sehen. Auf den darauffolgenden 192 Seiten zeigen die beiden Autoren, dass sie zu den besten ihres Faches gehören - beziehungsweise gehörten, denn Eric Nguyen ist mittlerweile verstorben. "Sturmjäger" ist das würdige Vermächtnis des jungen Mannes, denn das Buch präsentiert die grandiosen Aufnahmen in einer beeindruckenden Qualität. Spektakuläre Wolkenformationen, zuckende Blitze und zerstörerische Windhosen sind ebenso gekonnt abgelichtet wie riesige Hagelkörner und rot schimmernde Sonnenuntergänge, die die Ruhe nach dem Sturm aufzeigen. Die Bilder sind wahrhaft meisterlich und immer so nah am Geschehen, dass der aufkommende Wind fast spürbar und das Grollen des Donners beinahe hörbar wird. Das vorliegende Buch ist ein umfassendes Porträt des Ehrfurcht gebietenden Naturschauspiels, das die Stürme darstellen. Es dürfte nicht nur wetterinteressierte Leser begeistern, sondern auch Naturfotografen, die aus den zahlreichen Kommentaren zur verwendeten Blende und dem idealen ISO-Faktor sicherlich einige Anregungen schöpfen können.
Einige Schwachpunkte der Veröffentlichung lassen sich jedoch nicht verbergen: Die Ausführungen der beiden Autoren sind zwar größtenteils interessant, aber die Formulierungen und auch die Abläufe wiederholen sich gegen Ende dann doch merklich und wirken auf Dauer leicht ermüdend. Der Exkurs über Polarlichter ist zwar ebenso fantastisch bebildert wie die Tornadojagden, dennoch stellt sich die Frage, inwieweit das doch ganz anders geartete Phänomen der Polarlichter mit der Konzeption des Buches zu vereinbaren ist.

Fazit: Ein wunderschön aufgemachtes, hochwertiges Buch, das mit einer großen Anzahl von einzigartigen Naturaufnahmen glänzt und kaum Schwächen aufweist.