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Sommerferien. Nach dem sechsten Schuljahr, das für Alice nicht einfach war, endlich Zeit, sich zu erholen. Die neue Schule ist nicht mehr neu, Pamela und Elisabeth als beste Freundinnen und Paps und ihr Bruder Lester wieder ganz entspannt - alles könnte perfekt sein.
Wäre da nur nicht die Sache mit den Jungs. Manchmal wäre das Leben ohne Jungs, Küsse, feste Freunde und all die Sachen, die einem Herzschmerzen verursachen, viel einfacher. Zumindest nur halb so peinlich. Aber Alice wäre nicht Alice, wenn sie nicht mit allem klar käme - auch ohne Mutter, ohne festen Freund und ohne Zungenküsse. Doch in diesem Sommer ist alles anders. Patrick will nicht die superblonde Elisabeth oder die wunderschöne Pamela, sondern ausgerechnet Alice zur festen Freundin. Und nach dem ersten Kuss steht für Alice fest, dass es nichts Schöneres geben kann, als mit Patrick zusammen auf der Schaukel zu sitzen und Händchen zu halten - wenn man die störenden Gedanken abschalten könnte.
Etwa, ob man sich die Zähne geputzt hat oder keinen Knoblauch gegessen hat. Oder ob man die Luft beim Küssen anhalten muss, nicht allein zusammen im Haus sein darf oder was man dem Liebsten zum Geburtstag schenken soll.
Manchmal, gesteht sich Alice ein, wäre es schön, wieder einfach nur so dasitzen zu können. Wie vor einem Jahr oder früher. Ohne die lästigen Gedanken, die Angst vor dem nächsten Kuss, das Herzklopfen vor, während und nach dem Kuss, das Zittern in den Knien, wenn man den Liebsten sieht, mit ihm redet oder auch nur an ihn denkt.
Auch das zweite Alice-Hörbuch der zwölf Bücher umfassenden Serie von Phyllis Reynolds Naylor ist wieder sehr komisch, warmherzig erzählt und herrlich vorgetragen. Vor allem die unbekümmerte Art von Alice, ihr herzerfrischender Humor, ihre Art, mit den Dingen fertig zu werden, die ihr so zustoßen, ist einfach nur schön. Ob zehn Jahre oder älter, ob Kind oder Erwachsener, diese Alice muss man einfach mögen. Und wie Anne Moll diesen Teenager spricht, ist einfach nur perfekt. Sie lässt die Herzschmerzen, die wirren Gedanken, die Ängste, Nöte und die herrlich coolen Kommentare so lebendig werden, dass man sich gut in Alice hinein versetzen kann. Leider spricht sie deren beste Freundin Pamela, indem sie sich die Nase zuhält. Zumindest hört es sich genau so an. Das nervt ein wenig und passt auch kaum zu dem Charakter dieses Mädchens. Das ist aber auch der einzige Ausfall in der langen Phalanx an Charakteren, die Anne Moll so individuell wie liebenswert intoniert.
Zwar geht es im zweiten Abenteuer merklich weniger peinlich ab als im urkomischen ersten Teil, doch ist das Thema "erste Liebe" einfach so nett wie realistisch verpackt, dass man dies kaum vermisst. Und nach den zweihundertvier Minuten, die das Hörbuch dauert, wartet man sehnsüchtig auf die Umsetzung des dritten Buches. Denn wer einmal begonnen hat zuzuhören, was Alice so erlebt und wie Anne Moll dies vorträgt, der möchte diesen Teenager nicht mehr missen. Zumal der Charakter eine wirkliche Entwicklung erfährt. Anfangs zwölfjähriges Kind, ist Alice nach zwölf Büchern vierzehn und merklich erwachsener geworden. Bereits in "Heute schon geküsst, Alice?" beginnt diese Veränderung im Benehmen und der Gedankenwelt spürbar zu werden. Wie Alice selbst bemerkt, gibt es, je älter man wird, nicht weniger Regeln und Dinge, die man beachten muss, sondern viel mehr - nur werden sie nicht von außen, von anderen kontrolliert, sondern von einem selbst.
"Heute schon geküsst, Alice?" ist ein belangloses, banales, kaum Action versprechendes Hörbuch, das einfach so dahin plätschert. Und trotzdem, man wagt kaum einige Sekunden wegzugehen, aus Angst man könnte etwas verpassen. Und obwohl eigentlich fast nichts passiert, ist man traurig, wenn es zu Ende ist.
Sehr gelungen ist auch das Layout der CD-Hülle. In den zwei festen Plastikboxen findet man je ein kleines Booklet mit Informationen über die Autorin und die Sprecherin. Auch die Bilder von Dagmar Geisler, die Papp-Hülle, Booklet und CD-Inlay zieren, sind allerliebst und passen sehr gut zu der Geschichte.