Als ein Feuerwehrmann einen alten, geistig behinderten Mann aus den Flammen eines verheerenden Brandes rettet, ahnt er noch nicht, dass dies nur der Beginn unheimlicher Ereignisse ist, die die Welt entscheidend verändern sollen.
Daniel, der alte Mann, ist nach dem Brand in sehr schlechtem Zustand und offensichtlich verängstigt und traumatisiert, sein einziger Halt ist ein Topf mit einer vertrockneten Rose, die ihm alles zu bedeuten scheint. Eine Psychologin wird herangezogen, um Daniel zu helfen. Audrey, die Therapeutin, hat ein dunkles Geheimnis in ihrer Vergangenheit, und seit ihr Sohn vor vielen Jahren spurlos verschwand, ist sie eine gebrochene Frau. In einer Therapiesitzung mit Daniel geschieht Unfassbares - der alte Mann spricht auf einmal mit völlig veränderter, Angst einflößender Stimme, und er weiß Dinge aus Audreys Vergangenheit, die eigentlich niemand wissen kann.
Zur gleichen Zeit ist der Jesuiten-Pater Albert Cloister weltweit auf der Spur unheimlicher Geschehnisse. Im Auftrag des Vatikans untersucht er paranormale Phänomene, bei denen offenkundig der Teufel seine Finger im Spiel zu haben scheint.
Cloister macht immer wieder äußerst beunruhigende Entdeckungen: Menschen mit Nahtoderfahrungen berichten, sie hätten in ihren letzten Sekunden keine beruhigenden, schönen Bilder gesehen, sondern eine bösartige Präsenz gespürt. Auch stößt Cloister immer wieder auf den unheilvollen Satz "Die Hölle ist überall". Bei der Exhumierung eines spanischen Priesters, der heilig gesprochen werden soll, wird dieser Satz in die Innenseite des Sargdeckels gekratzt gefunden. Der Leichnam des Priesters selbst hat sämtliche Knochen gebrochen ...

Der Roman "616 - Die Hölle ist überall" aus der Feder der spanischen Autoren David Zurdo und Angel Gutiérrez hat viel Lob geerntet und fand sich auch in den Bestsellerlisten wieder, doch das Buch kommt leider nicht über das übliche Level der Sparte "Mystery-Thriller mit religiösem Touch" hinaus. Die Zutaten sind altbewährt und wirken leider ziemlich klischeehaft: eine zerrüttete Therapeutin mit einem dunklen Geheimnis, ein tapferer, aber bisweilen an seinen Überzeugungen zweifelnder Pater, Exorzismus-Rituale, die Einflussnahme des Teufels, der nach den Seelen der Menschen greift - die Liste lässt sich fortsetzen. Das alles wurde gewürzt mit ein paar historischen Fakten, ein paar Bibelstellen und ein paar unheimlichen Begebenheiten. Zwar kann der Roman ein paar Mal durchaus Spannung erzeugen, aber nach einigen Seiten war es das dann meistens auch. Die hier verwendeten Zutaten wurden in so vielen Büchern und Filmen bereits "verwurstet", dass man als Leser nichts Neues, Originelles entdecken kann.
Irgendwie ist alles vertreten, was man als Leser des Genres eben erwartet - zum Beispiel der obligatorische Besuch bei einem ehrwürdigen, uralten Priester, ein paar Zahlenrätsel, die der Pater zu lösen hat, ein missglückter Exorzismus ... Zu allem Überfluss haben die beiden Autoren weitere Handlungselemente eingefügt, die nicht so recht passen wollen, zum Beispiel einen Päderasten, eine College-Anekdote, einen bösen Clown. Natürlich müssen sich die Wege der Protagonisten - Audreys und Pater Cloisters - irgendwann kreuzen, doch das alles wirkt ziemlich unbefriedigend. Die "große Wahrheit", die die Autoren versprechen, kommt hier nicht ans Licht, die Pointe ist einfach zu unbedeutend für das, was auf vielen Seiten angekündigt wird.

Für Fans typischer Mystery-Kirchen-Romane, die ein bisschen Horror mit ein paar Glaubensfragen mischen und mit ein paar Bibelstellen aufpeppen, ist "616" wahrscheinlich interessant, für alle anderen gibt es sicher bessere Bücher.