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Vatanen ist Journalist. Sein Leben ist öde, sein Frau biestig und seine Ehe faktisch nicht existent. Auf dem Heimweg von einem drögen Pressetermin fährt Vatanens Fotograf einen Hasen an. Der Fotograf will weiterfahren, aber Vatanen verschwindet, er weiß selbst nicht genau, warum, mit dem verletzten Hasen im Wald.
Was dann folgt, lässt sich schwerlich schildern. Zunächst folgt Vatanen aus einem undeutlichen Bedürfnis heraus seinem Plan, sich von dem bisherigen Leben zu verabschieden. Zwar suchen ihn sein Chef und seine Frau und wollen ihn in sein normales Leben zurückholen, doch er entkommt ihnen trickreich. Das kommende Jahr ist vollgepackt mit seltsamen Ereignissen. Vatanen wandert mit seinem Hasen von schwarz angelnden Polizisten zur Rettung von Kühen vor einer Feuersbrunst, von einem Saufgelage zu einem Saunakrieg. Er kämpft gegen bestialische Bären und besitzergreifende Diplomatenfrauen. Er birgt Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg und schleudert einen Leichnam durch die Gegend.
Schließlich landet er in einem russischen Gefängnis.
Hört sich der Weg bis dahin wirr an? In der Zusammenfassung schon. Doch Paasilinna ist ein Meister des skurrilen Roadmovies, wenn auch in Buchform. Alle Szenen reihen sich so nahtlos und folgerichtig aneinander, spitzen sich mehr und mehr zu, dass man die Geschichte mit Spannung verfolgt. Dabei ist Paasilinna aberwitzig, in diesem Aberwitz hintergründig und in dieser Hintergründigkeit zynisch. Man muss das Buch immer wieder vor lauter Lachen beiseite legen. Die Sprache ist schlicht und sinnlich, die Figuren sind treffend und doch knapp gezeichnet. Paasilinnas Figuren sind nicht weise. Ihr Leben bietet auch keine Möglichkeiten, weise zu werden. Man muss die Gelegenheiten eben einfangen, wie sie kommen und dort Bündnisse schließen, wo sich die Möglichkeit bietet: bei anderen skurrilen Menschen. So ist dieses Buch eine sehr reale Utopie, wenn auch in dem Sinne, dass es für die Menschen nur ein Nirgendwo gibt, aber keine wirkliche Sesshaftigkeit, kein Heim. Man fühlt sich an die Komödien Woody Allens erinnert. Wollte man einen Kritikpunkt anbringen, dann den, dass Paasilinna mehr wörtliche Rede hätte benutzen dürfen, doch selbst diese Kritik wirkt an den Haaren herbeigezogen. Bleibt nur noch ein Wort zu sagen: großartig, großartig, großartig.