Gesamt |
|
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Lange Zeit war die Stadt Colossae berühmt für ihre mächtigen Zauberer. Doch eines Tages beging einer von ihnen einen verhängnisvollen Fehler, der die ganze Welt zu vernichten drohte. Der einzige Weg, das Unglück aufzuhalten, schien darin zu bestehen, dass die Zauberer das opferten, was ihnen am meisten bedeutete: Ihr Zuhause, Colossae samt aller Menschen, die dort lebten. Sie belegten die Stadt mit einem magischen Bann und nur die Zauberer selbst konnten entkommen, um das geheimnisvolle Wesen - den Pirschgänger - dort für ewig zu binden.
Die Zauberer gründeten verschiedene Clans und wurden zu Nomaden. Ihren Kindern und Kindeskindern blieben von ihren Zauberkräften nur die sechs Weisungen - unterschiedliche magische Fähigkeiten, die fortan Rabe, Lerche, Eule, Adler, Falke und Kormoran genannt wurden.
Ihre Aufgabe war es, als "Reisende von Ort zu Ort zu ziehen und Monster und Dämonen zu bekämpfen, die seit dem Untergang von Colossae auf die Welt losgelassen worden waren.
Bald vergaßen die "Reisende ihren Ursprung fast völlig, ihre Aufgabe jedoch blieb.
Jahrhunderte später heiratet die junge Seraph entgegen aller Traditionen ihres Volkes einen Sesshaften: den Kämpfer und Bauern Tierganan. Dass sie ihrem Schicksal - als "Rabe ist sie in der Lage, Magie zu wirken - nicht entfliehen kann, wird ihr bereits klar, als ausnahmslos alle Kinder, die sie zur Welt bringt, eine Weisung besitzen. Außerdem dringt auch in die Abgeschiedenheit des Tals, in dem sie lebt, die Kunde, dass ein Reisenden-Stamm nach dem anderen ausstirbt.
Seraph beschließt jedoch erst, ihr bürgerliches Leben aufzugeben, als ihr Ehemann von einem Geheimbund entführt wird, der hinter das Mysterium der Weisungen gekommen ist. Zusammen mit ihren Kindern, einer anderen "Rabe und einem fremden Reisenden-Clan macht sie sich auf, Tierganan zu befreien - ein Vorhaben, das sie zunächst bis in den kaiserlichen Palast des Reiches führt und dann, mit neugewonnen Freunden, auf die Suche nach der mystischen Stadt Colossae, wo alles begann.
Mit "Rabenzauber verlegt Heyne einen fast tausend Seiten starken Wälzer, der zwei jeweils in sich abgeschlossene Romane von Patricia Briggs in sich vereint, die beide von Seraph und ihrer Familie und den Clans der Reisenden erzählen. Überraschend ist, dass es sich trotz dieser Sammelausgabe um die deutsche Erstveröffentlichung von "Ravens Shadow und "Ravens Strike handelt. Ein Konzept übrigens, das der Verlag bereits ein Jahr zuvor beim Roman "Drachenzauber verwendet hat, der von der gleichen Autorin stammt.
Obwohl beide Einzelbände von "Rabenzauber für sich stehen können, ist es erfreulich, dass Heyne sich für eine Gesamtausgabe entschieden hat, da im ersten Teil nicht alle Handlungsstränge aufgelöst werden, sondern über weite Strecken des zweiten Teils eine wichtige Rolle spielen.
Ähnlich wie die kanadische Schriftstellerin Tanya Huff ist Patricia Briggs vor allem für ihre Mystery-Romane ("Ruf des Mondes und andere) bekannt, schreibt jedoch auch lupenreine Fantasy.
Wie bereits bei "Drachenzauber merkt man schnell, dass Briggs vor allem ein Händchen für ausgefeilte Charaktere hat. Nicht nur Seraph und ihre Familie, sondern auch die Nebenfiguren (vom jungen Kaiser Phoran bis hin zur geheimnisvollen ehemaligen Sklavin Hennea) wirken lebendig und agieren glaubwürdig. Da ist es nicht allzu schlimm, dass sich die Antagonisten zum Schluss beider Bände recht einfach besiegen lassen, denn darum geht es in "Rabenzauber gar nicht.
Im Zentrum des Geschehens stehen Figuren, die trotz aller Magie und Gesellschaftsschichten Menschen wie du und ich sein könnten, die versuchen, ihren eigenen Weg im Leben zu finden, und die auch mal Entscheidungen treffen dürfen, die sich hinterher als falsch erweisen. Einen großen Teil nehmen das Leben und die nach und nach aufgedeckte Geschichte der Clans der "Reisenden ein, für die sich Briggs offensichtlich von den irdischen Zigeunern hat inspirieren lassen. Das bietet willkommene Abwechslung zu all jenen Fantasy-Epen, deren zentrale Figuren Magier, Ritter oder andere Mitglieder der Adelsschicht sind. Zwar gibt es die eine oder andere überflüssige Szene, Seraph und ihre Kinder sind jedoch so sympathisch, dass man das der Autorin gern durchgehen lässt.
Mit "Rabenzauber bekommt man auf jeden Fall viel Lektüre zu einem annehmbaren Preis, die sich vor allem an jene Leser richtet, die etwas für charakterorientierte Fantasy übrig haben und ein paar kleine Ausschweifungen hier und da in der Handlung verzeihen.