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Ob man es nun gut findet oder nicht, Bücher kann man inzwischen relativ problemlos selbst veröffentlichen. Und keine Frage, unter dem, was man da findet, werden echte Perlen sein. Unter den vielen Pokerbüchern gibt es auch eines bei Books on Demand, und hier möchte Felix Clivus - ja, ein Pseudonym - seinen Lesern beibringen, wie man vom Spielen der Sitn Go-Turniere leben kann, den Kleinturnieren, die zu jeder Tages- und Nachtzeit von Internetanbietern veranstaltet werden.
In einer recht systematischen Art führt Felix Clivus durch seine Welt der Sitn Go-Turniere. Zuerst geht es um Tischauswahl und Bankrollmanagement, keine üble Wahl, macht er doch von Anfang an klar, dass sich dieses Buch an geübte Spieler wendet, denen niemand erklären muss, was Turn und River sind.
Pokerspezifisch ernst macht er dann mit der Erklärung, welche Pokertypen es gibt, und wie man das protokolliert - übrigens nicht ohne ein Loblied auf den Tight Aggressive-Stil zu singen, der quasi der ideale Stil sei - das ist einigermaßen überholt, denn wenn alle tight-aggressive spielen, werden die Tische von guten loose-aggressiven Spielern locker überrannt.
Dann erklärt Clivus seinen Lesern, wie man die einzelnen Phasen des Kleinturniers spielen sollte. Wer die Erkenntnis bisher noch nicht hatte, dass es verschiedene Phasen gibt und man von Phase zu Phase lockerer und aggressiver vorgehen sollte, der braucht dieses Buch wirklich, denn das ist die wichtigste Erkenntnis des Werks.
Nach den einzelnen Phasen wird es dann deutlich unsystematischer, Clivus erzählt, was ihm sonst noch so zu Poker einfällt; also über das Stehlen von Blinds, über die verschiedenen Arten von Bluffs und klassische Anfängerfehler.
Von diesen Anfängerfehlern hat der gute Felix Clivus auch eine Menge gemacht. Zum Beispiel weist er immer wieder darauf hin, was für ein toller Hecht er ist und wie gut er vom Pokern leben kann - da ist jemand ernstlich darum besorgt, ob man ihm seine Autorität abnimmt. Und darum muss er sich auch sorgen, denn wenn man eine "Gutshot Straight" - Bauchschussstraße - zu einer "Gunshot Straight" - Flintenschussstraße - macht, hat man zumindest keine Ahnung vom englischsprachigen Pokerjargon.
Auch die unübersichtliche Form und nervige Abkürzungen, die den Lesefluss hemmen, zeigen, dass Clivus als Autor ein Anfänger ist.
Ansonsten sind seine Tipps keinesfalls wirklich schlecht, aber die Unverrückbarkeit seiner Pokergesetze ist einfach unsinnig, denn manchmal kann es einfach von Vorteil sein, exakt gegenläufig zu spielen, es kommt einfach auf den Tisch an.
Clivus denkt nicht besonders hintergründig, er will einfache Tipps geben, die recht sicher zu einem Erfolg führen. Das gelingt ihm einigermaßen, aber natürlich hat man das alles schon mal woanders besser gelesen. Leider wirkt das alles nicht sehr professionell, nicht sehr durchdacht. So ist das Buch allenfalls ordentlich und nicht wirklich ein Kauftipp.