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Die Politik der USA war schon immer für viele Menschen unverständlich oder gar befremdlich. Spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA hat sich die Politik stark gewandelt.
Seit jener Zeit nimmt die negative Kritik gegenüber der Politik der USA zu, es ist sogar teilweise salonfähig geworden, sich antiamerikanisch zu verhalten. Sicherlich sind viele Gegebenheiten nicht von der Hand zu weisen, doch sich der vorurteilsbehafteten Meinung anderer anzuschließen ist ebenso falsch wie alles hochzuloben oder zu entschuldigen.
Claus Kleber zeigt mit seinem Buch sehr gut auf, wie es zu der jetzigen politischen Konstellation in den USA kam und was diese für den Rest der Welt bedeutet.
Er zeigt, dass die Schuld nicht nur bei dem Präsidenten George W. Bush zu suchen ist. Mit klaren und ungeschminkten Worten beschreibt der Autor, wie und warum ausgerechnet jetzt ein sehr konservativer Präsident die mächtigste Nation der Welt regiert. Kleber schildert sehr genau, wie die Wahlkampfmanager Bushs den Umstand ausnutzten, dass in den ländlichen Gebieten der USA es als gut und richtig empfunden wird, wenn man ein guter Christenmensch ist. Da interessieren politische Machtspiele keinen.
Auch das Wissensdefizit, welches George W. Bush immer wieder vorgeworfen wird, kommt natürlich in Klebers Buch zur Sprache. Doch weder Spott noch Hohn sind zu finden. Ebenso entschuldigt Kleber diese Umstände nicht für die Politik der USA. Vielmehr zeigt er damit auf, wie es sein kann, dass der "American Way of Life" immer noch funktioniert. Vom Tellerwäscher zum Millionär, vom einfach strukturierten Menschen zum Präsidenten.
Dass dies natürlich nicht mehr ohne Einfluss von außen möglich ist, ist allerdings auch klar. Es ist schon interessant zu erfahren, dass die jetzigen politischen Gegebenheiten bewusst gewollt sind, dass die Terroranschläge sie vielleicht nur früher entstehen ließen. So sind in der Bush-Administration Menschen zu finden, die bereits 1996 in einem Schreiben für ein Lobbyunternehmen die endgültige Absetzung von Saddam Hussein forderten. Auch sind diese Menschen äußerst einflussreich, sowohl aufgrund ihrer finanziellen Mittel als auch durch ihre Verbindungen. Doch auch dies ist nur ein Teilaspekt. Bush ist keine Marionette dieser Menschen, er bezieht sie mit ein. Diese so genannten Neocons (Neo-Konservativen) sind führende Wirtschaftslenker, Abgeordnete oder Berater, welche auch zum Beispiel unter der Regierung von Ronald Reagan tätig waren.
Teilweise stellt man beim Lesen auch fest, wie blauäugig manche Politiker der Bush-Regierung durch die Welt schreiten. Zum Beispiel Rumsfeld, der immer noch davon träumt, mit kleinen High-Tech-Spezialeinheiten die Konflikte in Afghanistan und Irak zu lösen, der Warnungen vor einem Desaster in den Wind schlägt und auch dafür sorgt, dass die amerikanische Bevölkerung um ihre Soldaten bangen muss in mehr als fragwürdigen Kriegen.
Auch der Umgang mit politisch unbequemen Leuten, wie Collin Powell, schildert Kleber recht anschaulich in seinem Buch. Durch seine diplomatischen Bemühungen, eine friedliche Lösung im Irak-Konflikt zu suchen, hat er sich den Unbill seiner Kollegen zugezogen und ist dafür ausgebootet worden.
Kleber lässt aber auch nicht aus, wie europäische Regierungen auf die Politik der USA reagiert haben: von einer breiten Zustimmung und Unterstützungszusagen bis hin zur Häme und Vorverurteilung eben dieser.
Der Autor nimmt den Leser auch mit auf seinen Reisen nach Afghanistan und Irak, berichtet über die Zustände dort und was lokale Machthaber oder auch Warlords von der Bush-Regierung beziehungsweise Amerika halten. Es ist teilweise beklemmend zu lesen, wie sich junge Soldaten im Kriegsgebiet fühlen, oder wer welche Geschäfte mit Warlords unterhält, damit nicht alles zusammenbricht.
Insgesamt lässt sich das Buch sehr gut lesen. Kleber verwendet eine klare und deutliche Sprache, er lässt sich nicht zu reißerischen Äußerungen verleiten, er versucht keine Vorurteile zu bedienen. Thematisch ist das Buch gut aufbereitet. Der Autor versucht einen kritischen, aber auch guten Einblick in die US-Politik zu vermitteln. Teilweise geht Kleber in die Tiefe, welche absolut notwenig ist, um die Mentalität der US-Amerikaner zu verstehen und um nachvollziehen zu können, wie und warum manches möglich war.