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Jörg Kastner ist Verfasser der "Engels-Trilogie", da scheint es nicht verwunderlich, dass er sich nun der anderen Seite der himmlischen Trennlinie zugewandt hat und sich dem Teufel widmet.
Paul Kadrell ist Leiter eines Waisenhauses in Österreich und zugleich Jesuitenbruder. Normalerweise lebt er hier durchaus in Frieden, doch die letzten Nächte haben ihn verstört: Wieder und wieder träumte er vom gewaltsamen Tod seines Ziehvaters und Lehrers Sorelli. Diese Träume werden bittere Wahrheit, als er per Telefon über den Mord an Sorelli unterrichtet und nach Rom beordert wird.
Hier soll er mit der Polizei zusammenarbeiten, denn der Mord scheint religiös motiviert: Sorelli wurde mit einem mit biblischen Motiven verzierten Dolch ermordet, in seine Stirn wurde die "666", die Teufelszahl, eingebrannt.
Zusammen mit der Kommissarin Claudia Bianchi und ihrem Kollegen Aldo Rossi ermittelt er, kommt aber zunächst nicht weiter. Denn was ist das Motiv und wer sind die Verdächtigen? Als weitere Tote auftauchen, scheinen sich die ersten Spuren aufzutun, doch diese sind lange miteinander verworren und führen in eine Geheimgesellschaft innerhalb der Jesuiten, zum Wahren Grad Petri und tief in die Katakomben Roms.
Nun, da hat der Leser schon wieder zu einem Verschwörungsthriller mit religiösem Hintergrund gegriffen - so was kommt ja an, wie man spätestens seit Dan Browns "Illuminati" weiß. Und auch Jörg Kastner selbst hat mit der "Engels-Trilogie" tief in der Vatikanschublade gewühlt. Doch nur eine spannende Grundlage macht noch lange keinen guten Roman.
Es finden sich einige gute Einfälle in diesem Buch, die durchaus für Spannung sorgen. Doch diese sind oft auf so haarsträubende Weise miteinander verknüpft, dass man sich mehr über die Zufälle wundert als dass man sich auf die Handlung konzentriert. Hier soll nicht zuviel verraten werden, doch wie alles mit jedem zusammen hängt ist schon eine Klasse für sich.
Für die Romantiker unter uns ist auch gesorgt - natürlich, bei der Konstellation "Laienbruder plus attraktive Kommissarin müssen eng zusammenarbeiten". Wenigstens zieren sich die beiden ein bisschen und fallen nicht so schnell übereinander her wie andere Romanpaare
Das Ende überrascht in mehr als einer Hinsicht. Zum einen wird da alles, was sich über mehr als 300 Seiten aufgebaut hat, sehr schnell abgehandelt. Es gibt ein paar gefährliche Szenen, Kämpfe, und dann ist auch schon der Epilog da, der den Leser richtig fassungslos zurücklässt. Denn entweder das Ende ist ein Cliffhanger, oder aber es ist wirklich überraschend
Ein Happy-End ist es zumindest nicht (zum Glück, mag mancher denken).
Jörg Kastner kennt sich in Rom sehr gut aus, so ist das Buch für jeden Rom-Fan ein Genuss, wenn immer wieder Stätten besucht werden, die man selbst möglicherweise schon bereist hat oder bereisen wird.
Die Handlung enttäuscht leider trotz guter Einfälle und Ansätze. Zu sehr erinnert das Buch an andere. Wenn man es allerdings schafft, alles vorher Dagewesene zu vergessen und auch zu ignorieren, dass hier manche der vielen Zufälle zu gut zusammenpassen, dann stehen einem ein paar spannende Lesestunden bevor, die einen gespannt auf die folgenden Bände zurücklassen.