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John Wilmot, Earl of Rochester, lebte im 17. Jahrhundert und erlebte somit sowohl puritanische Herrschaft als auch die folgende zügellose Restaurationszeit mit. Für seine frechen Satiren und Gedichte, die auch schon mal unter die Gürtellinie zielen, ist er heute noch bekannt. Nun erschien im dtv-Verlag eine Sammlung von Satiren, Gedichten und Briefen.
Nach einer ausführlichen Einleitung, die eine komplette Biographie Rochesters liefert, folgen die Gedichte: zuerst die Satiren und später auch welche mit anderem Inhalt - Liebesgedichte möchte man sie nicht recht nennen. Diese liegen sowohl in der englischen Originalform vor als auch in einer deutschen Übersetzung. Anmerkungen sowie Portraits der Personen, die eine große Rolle in Rochesters Leben spielten, runden diesen Teil ab.
Danach folgt noch eine Auswahl von Briefen, die Rochester geschrieben hat; größtenteils sind solche abgedruckt, die an seine Frau oder einen seiner engsten Freunde, Henry Savile, gerichtet sind.
Die Satiren sprühen vor Witz und auch vor dem König machte Rochester nicht Halt, was diesem nicht immer zum Besten gefiel. Doch auch in den Gedichten, die man als Liebesgedichte bezeichnen könnte, wenn man die Definition etwas weiter auslegt, findet man diesen Humor wieder, der zum einen sehr direkt ist, zum anderen aber auch eine große Ironie und Menschenkenntnis offenbart. Es macht Spaß, diese Gedichte zu lesen. Dabei gilt es allerdings folgende Warnung zu beachten: Die Restaurationszeit war ausschweifend und freizügig, denn es galt, die vorhergegangene Herrschaft des Puritanismus vergessen zu machen. Somit benutzt Rochester auch Kraftausdrücke und derbe Wörter. Darauf muss man gefasst sein, aber wenn man sich darauf einlässt, erlebt man Gedichte, die eine ganz eigene Kraft innehaben.
Dass das englische Original abgedruckt ist, verführt dazu, sich nur diese Form anzusehen, verrät sie doch viel mehr über den Autor als jede Übersetzung. Doch die Übersetzungen von Christine Wunnicke sind brillant. Sie schafft es, die Bedeutungsnuancen ins Deutsche zu retten und die Form einzuhalten, so dass den Gedichten nichts verloren geht. Eine Übersetzung, wie sie besser kaum möglich ist.
Die Briefe andererseits verraten ein gutes Stück mehr über den Menschen Rochester und führen zu einem abgerundeteren Bild, als es alleine durch eine Biographie möglich gewesen wäre.
Das einzige, was man bemängeln möchte, ist - das Buch ist zu kurz. Man hätte gerne noch mehr Gedichte gelesen, mehr Briefe, mehr von diesem Witz und Humor, der zwar teils abstoßend ist, aber auch faszinierend.
Wer englische Lyrik mag, der wird dieses Buch lieben!