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Fernsehen und Literatur - das scheint eine Hassliebe sondergleichen zu sein. Einerseits sind es Konkurrenten um die Aufmerksamkeit der Leser/Zuschauer, andererseits ist das Fernsehen ein gutes Medium, um Bücher einem breitem Publikum vorzustellen.
Um diesen Themenkomplex geht es in dem Buch " Ich möchte lieber doch - Fernsehen als literarische Anstalt", das Herausgeber Alexander Wasner Martin Lüdke, dem Kritiker und Moderator der SWR-Sendung "Literatur im Foyer", zum 65. Geburtstag gewidmet hat. Dabei sollte das Buch keine Festschrift werden, auch wenn einige Stellen sehr daran erinnern. So besonders im ersten Teil "All die schönen Stellen - Das Handwerk der Kritik", in dem doch einige Lobpreisungen an das Geburtstagskind, meist in Form von Gedichten, zu finden sind. Gleichzeitig lassen einige bekannte Herren, darunter Martin Walser, einen kleinen Einblick in ihre Arbeit zu.
Der zweite Teil "Das hier ist kein Wunschkonzert - Kritische Gespräche zur Praxis kreativen Handelns" ist durch die Interviewform eine angenehme Abwechslung und kann auch wieder mit bekannten Gesprächspartnern wie Joachim Unseld oder Petra Gerster aufwarten.
Es folgt ein Kapitel über "Joghurt, Tennis, Schweineladen - Einführungen des Kritikers". Hier liest man kleine Geschichten von Autoren, darunter Katja Lange-Müller.
Danach folgt "Vertraute Feinde - Kritik der Urteilsmacht". Hier wird viel über die Arbeit von Martin Lüdke, unter anderem über "Literatur im Foyer" berichtet, oder eben auf andere Literatursendungen im Fernsehen, wie das "Literarische Quartett", eingegangen. Hier merkt man besonders gut, wie ambivalent das Verhältnis zwischen Literatur(-kritikern) und dem Fernsehen sein kann.
Das Buch schließt mit "Die Quadratur des Bildschirms - Materialien zu einer Kritik des Kritikers". Hier sind sie wieder, die Festschriften auf Martin Lüdke, die ja keine Festschriften sein sollen. Diese Beiträge wirken besonders persönlich und erlauben vielleicht einen kleinen Einblick in die Beziehungen von Martin Lüdke und all seinen Gratulanten.
Ganz am Ende des Buches kann noch die Kurz-Viten der Autoren lesen und schauen, mit wem man da einer Meinung war oder wem man gerne "über die Schulter" schaute. Denn wenn auch nur in kleinem Rahmen, so ermöglicht dieser Band eben doch einen Einblick in die Arbeitswelt der Literaturkritiker und zeigt auch die Beziehungen zueinander - sicher nur die positiven, denn in diesem Band zu Ehren von Martin Lüdke wird nicht über Kollegen gelästert oder gar übel hergezogen.
Wer aber am Literaturbetrieb in Deutschland interessiert ist und sich für einen Band voller Gespräche, Essays und kleiner Begebenheiten begeistern kann, der wird mit "Ich möchte lieber doch" mit Sicherheit viel Freunde erleben.