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Nachdem Béard in einem rituellen Kampf fast seinen Schwiegersohn Othon getötet hat, erzählt er seiner versammelten Familie, woher der Ehrenkodex seiner Kaste stammt. Es ist eine Geschichte des Verrats, des Mordes und der Vergewaltigung. Sie beginnt auf dem Planeten Zwerg-Ahur.
Dort leben seit undenklichen Zeiten die Amakura und die Castaka. Seit Jahrhunderten bekämpfen sich beide Volksgruppen ohne jede Gnade. Die moderne Technik des sie umgebenden Universums verweigernd, halten sie dabei an ihrem Ehrenkodex fest und suchen allein über den Zweikampf Mann gegen Mann die Entscheidung. Doch Divadal, der junge König der Amakura, will den Feind endgültig auslöschen. Er überrascht die junge Königin Orelia, entführt sie mit einem Luftschiff und vergewaltigt sie vor den Augen ihres Mannes, des Königs der Castaka. Der sinnt auf furchtbare Rache. Wider die Tradition wendet er eine List an und tötet nun seinerseits alle Frauen und Kinder des Feindes. Seine Niederlage vor Augen, weckt Divadal das Tangrath. Giftgas strömt aus und macht alle Männer des Planeten unfruchtbar. Einzig das ungeborene Kind Orelias entgeht diesem Schicksal. Omezo, der König der Castaka, befiehlt, das Dayal nach seiner Geburt nur noch für ein Ziel erzogen werden soll: Er soll durch seinen Samen ein neues Volk zeugen.
Wer den
Incal,
John Difool,
Vor dem Incal und
Die Meta-Barone des Szenaristen Alexandro Jodorowski kennt, reibt sich verwundert die Augen. "Vor den Meta-Baronen", der Untertitel des neuen Albums von Jodorowski und Das Pastoras, verweist darauf, das der Autor wieder einen Schritt zurück macht und die Vorgeschichte der Vorgeschichte der Vorgeschichte erzählt.
Wissen will das eigentlich nur der Fan des chilenischen Ausnahmetalents. Wer dem seltsamen, undurchsichtigen und oft verstörenden Universum des John Difool bisher nichts abgewinnen konnte oder es nicht mal kennt, der kann auch an "Castaka" vorübergehen. Zwar kann man diese Geschichte auch lesen und genießen, wenn man Jodorowski bisher vermieden hat, doch die vielen Anspielungen, Hinweise und Anmerkungen ergeben nur einen tieferen Sinn, wenn man die Meta-Barone, ihr Ehrgefühl, ihren Ethos und ihr Vorgehen im Universum kennt.
Doch auch der Fan hat es nicht leicht, sich in dieser Vorgeschichte wohl zu fühlen. Es geht grausam zu, völlig humorlos und seltsam kalt. Positive Gefühle gibt es nicht, Liebe kommt nicht vor, Hass und ein seltsames Verständnis von Ehre ist das Einzige, was die vielen Seiten füllt. Verstärkt durch die Zeichnungen von Das Pastoras, die durch Farbgebung, Stil und Charakter ebenso eine ungewöhnliche Kälte ausstrahlen, erscheint dieser erste Teil der Vorgeschichte wie ein Holzschnitt aus Zeiten der Samurai. Hier wird getötet, verbannt, gehasst und mit einem Wimpernschlag ein ganzer Planet in Schutt und Asche gelegt. Es ist schwierig - wie bei Jodorowski natürlich zu erwarten war - den Sinn das Ganzen zu verstehen. Denn in diesem ersten Album ist allenfalls eine Einleitung dieser Vorgeschichte zu erkennen. So endet sie auch völlig ohne jede Auflösung oder erkennbarem Schluss sehr unbestimmt und offen. Der Grundstein ist zwar gelegt, wo die Geschichte aber hin will, ist nicht einmal ansatzweise zu erkennen.
Leider sind die Versatzstücke in diesem Album nicht neu. Die verschiedenen Kodizes erscheinen bekannt, fast zitiert, die unterwürfige Haltung der Frauen in dieser Welt ist stereotyp, das Verhalten der Männer vorhersehbar. Kaum ein Handlungsstrang, der nicht so oder so ähnlich in einem anderen Alben des großen Chilenen zu finden wäre. Neben dieser Überraschungslosigkeit fällt auch der wenig beeindruckende Zeichenstil von Das Pastoras auf. Seine Menschen sind hart, gnadenlos und kalt - und nur das. Seine Landschaften sind archaisch und seltsam tot.
Und dennoch, kennt man die Meta-Barone, sollte man sich das Album "Dayal - Der erste Vorfahr" kaufen. Es ist einfach unglaublich, wie Jodorowski dieser Kaste, die so grausam wie unnahbar erscheint, eine Vorgeschichte zu geben versucht. Wie er deren Gnadenlosigkeit auf eine einzige Ursache zurückführt, wie er über Jahrtausende hinweg in der Vergangenheit die Wurzeln dieser "Halbgötter" aufspürt und ihnen Gestalt gibt. Doch ohne diesen Blick aus der Zukunft, ohne dieses Interesse an der Vorgeschichte der Meta-Barone, kann man dieses Album leider vergessen.