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 Thurn und Taxis: Alle Wege führen nach Rom


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Die erste Erweiterung zum Spiel des Jahres 2006, "Thurn und Taxis", war ja eigentlich keine richtige Erweiterung, sondern mehr eine Alternative zum Grundspiel, und eine recht nette noch dazu. Trotzdem entschied man sich jetzt beim Hans im Glück-Verlag anscheinend dazu, so zu tun, als würde "Glanz und Gloria" überhaupt nicht existieren, denn die zweite Erweiterung, "Alle Wege führen nach Rom", ist zur ersten völlig inkompatibel, erwähnt sie nicht mal in einem Satz der doppelseitigen Regel. Dementsprechend braucht man auch nur das Grundspiel, wenn man die beiden Erweiterungen, die dieser Schachtel beiliegen, einführen möchte - wozu es gar keinen Grund gibt.

[imgleft]images/UploadGrafiken/TuTRom1.jpg[/imgleft] Den Großteil der Packung nimmt die namensgebende Rom-Erweiterung ein, in der die Spieler fünf Geistliche mit verschiedenen Kutschen zu einer Audienz beim Papst bringen müssen. Dafür gibt es einen neuen, kleinen Spielplan, der seitlich an den des Grundspiels angelegt wird. Auf ihm sind verschiedene, sich überschneidende Routen von Norden nach Süden, von den Alpen bis nach Rom zu sehen. Auf den fünf nördlichsten Städten starten fünf Kutschen, die jeweils einem der Länder des Grundspiels zugewiesen sind, also Baiern, Baden, Schweiz/Tyrol, Württemberg/Hohenzollern und Böhmen/Salzburg. Am Anfang einer Partie weist jeder Spieler jeder dieser Kutschen geheim einen seiner Geistlichen zu - vom Ministranten, der einen Punkt wert ist, bis zum Kardinal, der fünf Punkte bringt.
Immer, wenn dann während des Spiels beim Werten einer Strecke kein Häuschen auf eine ihrer Städte gesetzt wird, rückt die Kutsche des entsprechenden Landes um ein Feld nach Süden. Sobald eine Kutsche in Rom ankommt, werden alle Geistlichen, die bei ihr mitgefahren sind, umgedreht und auf die entsprechenden Plätze für Ministranten, Priester, Äbte, Bischöfe und Kardinäle gelegt. Sollten auf diesen Feldern schon Geistliche liegen, werden diese durch die Neuankömmlinge einfach verdrängt. Je später eine Kutsche also ankommt, desto größer ist die Chance, dass die dort mitfahrenden Geistlichen zum Schluss auch punkten - wenn die Kutsche überhaupt ankommt, schließlich kann man auch Umwege fahren und das Gefährt verlangsamen.

Was sich so eigentlich ganz nett anhört, schön aussieht und auch eine taktische Komponente zu haben scheint, funktioniert in der Praxis überhaupt nicht. Während einer Partie "Thurn und Taxis" kann man einfach nicht darauf achten, auf welche Städte man keine Häuser stellt, was ja der Auslöser für die Bewegung der Kutschen ist. Zu sehr ist man damit beschäftigt, seine vielen Häuser loszuwerden und sich auf die Elemente des Grundspiels zu konzentrieren. Meistens können die Kutschen eh nur an Schlüsselpositionen auf längere Routen umgelenkt werden und nicht immer hat man die Möglichkeit, dies auch zu steuern. Diese Erweiterung ist letztendlich fast überhaupt nicht steuerbar - lediglich zum Schluss einer Partie hat man manchmal die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Kutschen auszuwählen, die man jetzt in Rom ankommen lassen kann. [imgright]images/UploadGrafiken/TuTRom2.jpg[/imgright] Doch dazu muss man sich einerseits gemerkt haben, welcher eigene Geistliche jetzt wo sitzt. Und andererseits kann man fast keinerlei Aussage darüber treffen, wo die anderen Spieler ihre verschiedenen Geistlichen untergebracht haben mögen.
Die Punktzahlen, die sich durch die Fahrt nach Rom dabei zum Schluss ergeben, sind jedoch enorm - mit acht oder neun Punkten kann man über diese Erweiterung locker mal ein Spiel für sich entscheiden. Doch das hat dann nichts mit geschicktem Taktieren zu tun, sondern vielmehr mit Willkür. Der einzige Zweck dieses neuen Elements scheint zu sein, das Ergebnis der eigentlichen Partie zu verfälschen.

Aber der Schachtel liegt ja noch eine kleine Erweiterung bei, bezeichnet als "In Amt und Würden". Diese macht spielerisch auch mehr Sinn, weil sie sich besser ins Spielgeschehen auf dem Hauptbrett einfügt. Immer, wenn man während der Partie eine der vier Amtspersonen aktiviert, erhält man ein dazu passendes Plättchen. Sind alle Plättchen einer Amtsperson aufgebraucht, müssen alle Spieler verschiedene Plättchen abgeben. Für zwei unterschiedliche Plättchen darf man sofort eine weitere Karte nehmen, für drei bekommt man einen Siegpunkt und für alle vier darf man sogar ein kostenloses Häuschen irgendwo auf den Plan setzen.
Mit diesem kleinen Zusatzelement kann man recht geschickt taktieren, beispielsweise auf vier verschiedene Plättchen sammeln und dann ein Häuschen auf eine Schlüsselposition setzen, ohne dafür eine Strecke basteln zu müssen. Das macht eine Menge Sinn, allerdings verlangsamt es das Spiel spürbar. Einerseits muss man daran denken, sich immer wieder die Plättchen zu nehmen, andererseits werden Spielzüge immer wieder angehalten, damit alle Spieler nacheinander ihre Plättchen ausgeben können.

"Alle Wege führen nach Rom" ist leider zur Mogelpackung geraten. Die Audienz-Erweiterung ist langweilig und unbrauchbar, die Sache mit den Plättchen zwar ganz nett, aber viel zu klein und viel zu simpel, um die fünfzehn Euro zu rechtfertigen, die man für diese Schachtel ausgeben muss. Deswegen sei allen "Thurn und Taxis"-Fans geraten: Finger weg!

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 1. Januar 2008 | Preis: 15 Euro

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