Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Sein Name ist Lang. Thomas Lang. Und ob er seinen Martini geschüttelt oder gerührt haben will, weiß nur er selbst. Die Stärken des coolen Briten sind Waffen, Nahkampftechniken und Zynismus. Als er angeheuert wird, einen Amerikaner zu ermorden, ahnt er noch nicht, in was für eine verzwickte Geschichte er geraten wird. Auftragskiller, zwielichtige Regierungsbeamte und schöne Frauen kreuzen seinen Weg ebenso wie Fäuste, Inhalte von Schusswaffen und schöne Frauen. Nach und nach kommt Lang, nicht zuletzt dank der Hilfe seines undurchsichtigen Freundes Solomon, dahinter, dass er unversehens in ein schmutziges Spiel hineingestolpert ist, in dem es um Waffen- und Drogenhandel, internationale Machtkämpfe und schöne Frauen geht.
Aber Lang wäre nicht Lang, wenn ihm nicht immer eine gute Idee käme, seine Widersacher auszustechen. Denn wenn die hinterhältig, clever und dreist sind, kann er das schon lange. Und gepaart mit Unsensibilität, Taktlosigkeit und Unvorsicht ergibt sich schnell ein Anti-Held der etwas anderen Art. Wäre da nur diese eine schöne Frau nicht, in die er sich verliebt
Hugh Laurie, den Namen hat man doch schon mal irgendwo gelesen oder gehört - nur wo? Die Antwort gibt das Buch schon beim Aufklappen der ersten Seite: Dr. House, Hauptfigur der gleichnamigen Arztserie, ist dort abgebildet, und Hugh Laurie der Schauspieler dahinter. Der vorliegende Roman handelt jedoch nicht von Dr. House und hat auch sonst nichts mit Lauries schauspielerischen Ambitionen zu tun.
Im Zentrum des Geschehens steht Ich-Erzähler Lang, eine Parodie auf sämtliche tragischen Film Noir-Helden dieser Welt. Er wirft den Leser mitten hinein in die Geschichte, er beschönigt weder seine Schwächen noch stellt er seine Stärken besonders gut dar - er ist ein schräger, aber sympathischer Erzähler.
Und so kann der Leser gar nicht anders, als mit Lang mitzufiebern. Die Handlung an sich ist nicht allzu komplex, wird aber durch den Stil der Ich-Erzählung zu einem wahren Abenteuer. Lang verschweigt bisweilen Teile des Geschehens, nur um sie bei Gelegenheit gemächlich aufzurollen; er wechselt die Schauplätze, spricht den Leser direkt an, ist auch in ernsten oder gefährlichen Situationen nie um einen sarkastischen Spruch verlegen. Das liest sich nicht nur spannend, sondern auch noch höchst witzig. Denn Laurie ist längst nicht "nur" Schauspieler, er ist vor allem gelernter Komiker und schafft es mühelos, den Leser ein ums andere Mal zum Grinsen oder gar zum Lachen zu kriegen. Kaum ein Satz bleibt ohne kleine sarkastische Stichelei, überdrehtes Wortspiel oder trockenen Einwurf. Da muss auch die gute deutsche Übersetzung von Ulrich Blumenbach gelobt werden, die sich flott und witzig liest. Aber Achtung: Bei "Bockmist" liegt der typisch britische Humor vor, der nicht jedermanns Sache ist.
Was sich der Heyne Verlag allerdings mit Cover und Titel des Buches gedacht hat, bleibt wohl auf immer Verlagsgeheimnis. Zu reißerisch, plump und übertrieben grell ist die Verpackung und Titelgebung des wirklich starken Buches ausgefallen. Der Originaltitel "The Gun Seller" und der deutsche Ersttitel "Der Waffenhändler" treffen das Thema wesentlich genauer. Auch das plakative Foto Lauries als Dr. House im Inneren des Buches ist unnötig, hat der Roman doch nicht das Geringste mit Hugh Lauries schauspielerischen Qualitäten zu tun. Da haben die Marketingleute wirklich Bockmist gebaut.
Freunde des britischen Humors sollten sich von dem furchtbaren - und furchtbar unpassenden - Äußeren von "Bockmist" nicht abschrecken lassen. Hinter der schrillen Fassade steckt ein spannender, überraschender und zum Schreien komischer Roman eines großen Komikers.