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 Der Mönch und die Jüdin

Autoren: Thomas Görden
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


1146, im Rheinland: Der junge Konrad hat sein gesamtes Leben im Kloster verbracht. Doch nun, nach dem Tod des alten Abts, scheint Bewegung in sein Leben zu kommen. Konrad soll mit Anselm, dem ehemaligen Prior, auf die nahe gelegene Wolkenburg reisen und dort den neuen Abt abholen. Doch was als kurze Reise geplant ist, entwickelt sich für Konrad zum Abenteuer seines Lebens.

Auf der Wolkenburg trifft er Brigid, die beeindruckende junge Frau des Burgherren, die Konrad auf seltsame Weise vertraut erscheint. Doch woher? Seit seinem sechsten Lebensjahr lebt Konrad im Kloster; an das, was davor war, erinnert er sich nur durch grausame Albträume, mehr Bilder hat er aus seiner Kindheit nicht.
Gemeinsam mit Anselm und Gilbert, dem neuen Abt, macht Konrad sich bald auf die Reise nach Köln. Hier wird sein mönchisches Denken auf eine Probe gestellt. Nicht nur, dass Anselm und Gilbert äußerst liberal denken und auch die Liebe zwischen Mann und Frau nicht verurteilen, zudem geht Anselm auch noch ins Badehaus, vergnügt sich mit den dortigen Hübschnerinnen - und will Konrad auch noch dazu überreden, es ihm gleichzutun!
Doch der Spaß in Köln beginnt ernst zu werden, als Konrad die Jüdin Hannah trifft. Sie stellt sein ganzes Denken auf den Kopf, da sie zum einen eine äußerst intelligente junge Frau ist - der alte Abt behauptete immer, Frauen wären dumm und die Wurzel allen Übels -, zum anderen, da sie sein Denken über die Kluft zwischen den Religionen umkehrt. Zu allem Überfluss entwickelt er auch noch Gefühle für die schöne Hannah, die so gar nicht zu seinem Mönchsgelübde passen …
Doch der innere Konflikt ist nicht die einzige Bedrohung: Der Hassprediger Radulf kommt nach Köln und predigt gegen die Juden. Er schafft es, die Kölner Bürger so aufzuhetzen, dass die jüdische Gemeinde aus Köln fliehen muss. Konrad muss kämpfen, um Hannah vor den Verfolgern und einer anderen Bedrohung zu retten, zu dem muss er auch noch mit seiner inneren Zerrissenheit klarkommen und sich den Erinnerungen aus seiner Kindheit stellen.

Das Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit und schildert das mittelalterliche Leben in der Stadt Köln sehr anschaulich. Hierbei erfährt man zum einen etwas über das Leben im jüdischen Viertel, da sich ein großer Teil des Buches mit Hannah und ihrer Familie beschäftigt, zum anderen auch viel über das Leben im Rest von Köln, das Konrad als unbedarfter Mönch kennen lernt. Hier trifft er auf vieles, das ihn überrascht, sogar schockiert und sein mönchisches Denken widerlegt.
Wie dieser unbedarfte, unerfahrene Mönch das wahre Leben außerhalb der Klostermauern kennen lernt, wie seine Denkweisen immer wieder in Frage gestellt wird, wie er sich fragt, ob er wirklich so denken darf oder ob das schon eine Sünde ist, ist äußerst amüsant zu verfolgen.
Ein wenig wundert es den Leser dann doch, dass Konrad zumindest in der ersten Hälfte des Buches noch einer der einzigen "wirklichen" Mönche zu sein scheint und die anderen Wein, Weib und Gesang doch sehr zugetan sind, aber wir befinden uns schließlich im Rheinland.

Die Verknüpfung der Ereignisse aus Konrads Kindheit mit der Gegenwart, die stückweise Aufdeckung seiner Herkunft - auch wenn der Leser diese schneller errät als Konrad selbst - bringen etwas mehr Abwechslung und Spannung in die Geschichte, die ansonsten vor allem eine der Wellen des Judenhasses, die Deutschland im Mittelalter durchrollten, thematisiert.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. Mai 2008 | ISBN: 9783426629055 | Preis: 8,95 Euro | 580 Seiten | Sprache: Deutsch

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