Wer findet sie nicht schön, die Bilder unserer Erde aus dem Weltall? Satellitenatlanten gibt es mehrere Dutzend verschiedene. Wer sie sammelt oder des Öfteren darin blättert, stellt jedoch schnell fest, wie unterschiedlich die Qualität der Aufnahmen ist. Da gibt es brillante Farbbilder, die neben ihrem ästhetischen Wert ein fantastisches Bild der jeweiligen Region zeigen. Und es gibt verwaschene, unscharfe, farblich völlig uninteressante Aufnahmen, die kaum einen zweiten Blick wert sind.
Aus dem Hause "Dorling Kindersley" gibt es seit Oktober 2007 ein weiteres Produkt, dass das Rad neu zu erfinden trachtet. Zumindest findet man im Klappentext die Behauptung, dass der Leser einen völlig neuartigen Atlas gekauft habe, der eine Sicht auf verschiedene Regionen unserer Erde erlaubt, die es so noch nicht gegeben hat.
Die zehn Bilder, die sich auf dem Schutzumschlag (und überraschenderweise identisch auf dem hochglänzenden Einband) befinden, versprechen viel. Sie sind sehr schön und machen dem Fan dieser Sachbuchform den Mund wässrig.

Doch welche Enttäuschung erwartet den Leser auf den ersten Innenseiten. Bereits die Legende, die verschiedene Oberflächenbedeckungen der Satellitenbilder ausweist, ist nutzlos. Man kann sie kaum unterscheiden und schon überhaupt nicht auf den Bildern wiederfinden. Sind die Übersichtskarten der Erde noch ganz gelungen, können die kontinentalen Übersichtskarten nicht überzeugen. Hier ist links die Karte, rechts das Satellitenbild zu sehen. Nur ist der Maßstab leider so groß gewählt, dass man einfach nichts unterscheiden geschweige denn bewerten kann.
Und dann kommen immer wieder Stadtansichten. Man fragt sich, was die Redaktion geritten hat, dies für das Interessanteste zu halten. Wolkenkratzer, Straßenfluchten, Grundrisse wohin man schaut. Hier ist der Atlas nichts Besonderes. Er verschenkt das Potenzial, das in der Idee der Gegenüberstellung von Karte und Satellitenbild zweifelsohne steckt.
Denn immer dann, wenn es überraschende Ansichten von geografischen Besonderheiten, von markanten regionalen Erscheinungen, geologischen Sehenswürdigkeiten, Flusstälern, Bergflanken oder landwirtschaftlichen Nutzflächen zu sehen gibt, staunt der Laie und freut sich der Fachmann über das gelungene Bild.

Leider sind die grandiosen Ansichten, die Überraschungen, die brillanten Farbfotos in der Minderzahl. Doch da dieser Atlas mit nicht einmal dreißig Euro ausnehmend günstig ist und auf immerhin 354 Seiten Satellitenfotos und die dazugehörigen Karten präsentiert, lohnt sich die Anschaffung dennoch, zumal er in puncto Hintergrundinformation vorbildlich ist. Unter jedem Satellitenbild findet sich die Angabe, welcher Satellit für die Aufnahme verwendet wurde, aus welcher Höhe er das Foto geschossen hat und an welchem Datum. Diese Angaben finden sich leider in fast keinem Konkurrenzprodukt. Auch die neben jedem Foto abgebildete Übersichtsaufnahme, die eine Zuordnung ermöglicht, sollte Standard sein.
Nicht zuletzt findet sich auf jeder Doppelseite ein kurzer Text, der erläutert, was zu sehen ist und inwiefern die Aufnahme etwas Besonderes darstellt. Wären nicht die unzähligen Stadtaufnahmen, gehörte dieser Atlas zu den Besten seines Genres. Wer aber diesen Bildern etwas abgewinnen kann und sich besonders für die verschiedenen Großstädte unserer Erde interessiert, dem sei das Produkt sogar außerordentlich ans Herz gelegt - in dieser Hinsicht gibt es keinen besseren Satellitenbildatlas auf dem Markt.
Wer aber den ästhetischen Reiz dieser Bilder sucht, den künstlerischen Aspekt oder den markanten optischen Aufhänger, der wird enttäuscht sein.

Viel Licht, viel Schatten - je nach besonderen Interessen kann dieser Atlas eine Bereicherung oder eine herbe Enttäuschung sein. Vielleicht sollte man sich in aller Ruhe in einer guten Buchhandlung eine Weile mit diesem Atlas beschäftigen, um zu entscheiden, ob sich die Investition lohnt.