Wenn es um Dokumentationen geht, dann macht der BBC keiner so schnell etwas vor. Das beweist auf ein Neues die vierteilige Serie "Wilde Karibik" aus dem Jahr 2007, die in Zusammenarbeit mit dem ORF entstanden ist und von Polyband im April 2008 auf DVD veröffentlicht wurde.

Grüne Inseln, traumhafte Strände, glitzernde Korallenriffe, klares Wasser, glühende Sonne: Die Karibik gilt in vielerlei Hinsicht als Paradies auf Erden und ist damit für viele Urlauber ein ideales Reiseziel. Doch "Wilde Karibik" zeigt nicht nur die Sonnenseiten der karibischen Inseln, sondern auch die verheerenden Auswirkungen und katastrophalen Verwüstungen, die Hurrikans und Vulkanausbrüche regelmäßig und - zumindest bei ersteren vermutlich bedingt durch die Klimaerwärmung - immer häufiger mit sich bringen. So eröffnet sich dem Zuschauer das Bild eines komplexen Ökosystems, das aus einem zyklischen Prozess von Entwicklung, Zerstörung und Regeneration besteht und in dem Tiere, Pflanzen und Ureinwohner einen Weg gefunden haben, mit der unberechenbaren Gewalt der Natur umzugehen und dabei ein beeindruckendes Schauspiel des Lebens zu eröffnen.

Wie es schon der Titel dieser Dokumentations-Serie andeutet, beschäftigt sich "Wilde Karibik" in erster Linie mit der komplexen Vielfalt der karibischen Tier- und Pflanzenwelt und lässt dabei den Tourismus - und, mit Ausnahme einiger Ureinwohner, generell den Menschen - weitestgehend außen vor. In den vier Episoden "Die Trauminseln", "Die Korallengärten", "Im Auge des Hurrikans" und "Die Schatzküsten" entwickelt sich so ein realistisches Bild der karibischen Natur, das überwiegend die traumhaft schöne Seite des Archipels thematisiert, dabei aber auch die zerstörerische, brachiale Gewalt der Hurrikans nicht verschweigt und die regelmäßige Verwüstung der Inseln ohne Beschönigung zeigt. Während anhand exemplarischer Beispiele aufgezeigt wird, wie sich sowohl Pflanzen als auch Tiere im Laufe der Evolution gegen diese Schattenseite der Karibik gewappnet haben, geht dagegen insbesondere unter, wie sich die Bewohner der Inseln nach der Verwüstung von Häusern und teilweise ganzen Dörfern oder Städten verhalten und wie ein eventueller Wiederaufbau organisiert und durchgeführt wird.
Diese Lückenhaftigkeit ist leider ein zentrales Problem der Dokumentation, denn so ansprechend und informativ sich der Off-Text größtenteils gestaltet, so willkürlich erscheint mitunter die Auswahl der Einzelelemente, die in "Wilde Karibik" angesprochen werden - insbesondere die der verschiedenen Tierarten, auf die in oftmals nur wenige Minuten langen Sequenzen eingegangen wird. An der Gesamtqualität der Produktion ändert das jedoch erfreulicherweise kaum etwas.

Fazit:
In gewohnter BBC-Qualität entführt die Dokumentation "Wilde Karibik" ihren Zuschauer in die karibische Inselwelt und präsentiert ihm sowohl traumhafte Einstellungen des irdischen Paradieses als auch ungeschönte Sequenzen der zerstörerischen Naturgewalten, die diesen Teil des Atlantiks immer häufiger heimsuchen.