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Wenn der Bär am Meer ist, will er in die Berge. Ist er in den Bergen, will er ans Meer. Schläft er im hohen Gras, träumt er vom weiten Feld. Wandert er übers weite Feld, hat er Sehnsucht nach dem dichten, grünen Gras der Wiese. Im Dorf will er in die Stadt, in der Stadt will er aufs Dorf.
Doch wenn der Bär mit seiner Liebsten zusammen ist, kann nichts sein Glück trüben.
Das winzige, kurze Büchlein von Heinz Janisch und Jutta Bücker ist in einer Minute durchblättert. Nur kurz bleiben die Augen an den Bildern haften, nur Sekunden braucht man, um die knappen Textzeilen zu lesen. Und doch, hat man das Bilderbuch zur Seite gelegt, nimmt man es unwillkürlich wieder in die Hand, beginnt es von Neuem zu lesen und die Bilderchen zu bewundern. Janisch hat ein Gefühl in Textform gebannt, das jeder Mensch nur zu gut kennt. Das, was man hat, ist nie das, was man sich wünscht. Dort, wo man ist, will man plötzlich nicht mehr sein, man wünscht sich woanders hin. Stillstand macht nicht zufrieden, Veränderung ist schnell wieder Stillstand.
Was den Menschen antreibt, was ihn wirklich glücklich macht, ist die Liebe, der Partner, die Frau, der Mann, sind Treue, Partnerschaft und Zuneigung.
Genial fängt dieses Gefühl der wenigen Zeilen Jutta Bücker in ihren feinen, einfachen, fast simplen und doch so ausdrucksstarken Bildern ein. Zusammen entsteht ein Kunstwerk, das zum Träumen einlädt, zum sehnsuchtsvollen Seufzen, zum Hoffen und Glücklichsein.
Eins aber ist dieses Buch ganz gewiss nicht, ein Buch für kleine Kinder. Sie verstehen weder dieses unstete Gefühl noch die Geborgenheit der Partnerschaft, die Ruhe, die der Geliebte gibt. Sie schauen zwar die Bilder an, hören auch gebannt zu, verstehen aber nicht den Sinn dieser kleinen Geschichte. So ist dieses Bilderbuch eines der seltenen Beispiele dafür, dass ein Bilderbuch, ein Kinderbuch eigentlich für Erwachsene gemacht ist und auch in deren Hände gehört. Das tut diesem Buch keinen Abbruch, sollte aber beachtet werden, wenn man es verschenkt. Doch ein netteres Mitbringsel kann es für einen geliebten Menschen nicht geben, das ist sicher.