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In den USA ist Tom Piccirilli bereits seit langem ein etablierter Thrillerautor. In Deutschland hingegen wurde bislang noch wenig von ihm veröffentlicht. Heyne bringt nun eines der neueren Werke des Bram Stoker Award-Gewinners: "Killzone".
Es gibt Verbrechen, nach denen nichts im Leben des Geschädigten wieder so sein kann, wie es vorher war. Die Ermordung des eigenen Kindes gehört sicherlich dazu. Eddie Whitts ist genau dies passiert. Vor fünf Jahren hat ein wahnsinniger Serienmörder seine kleine Tochter im Schlaf getötet. Erstickt mit einem Kissen, auf das mit dickem Filzstift ein trauriges Gesicht gemalt war. Seitdem ist Eddies Frau verrückt geworden, und auch Eddie selbst hat keinen Frieden finden können. Er ist besessen von der Jagd auf den Täter, genannt Killjoy, der noch zwanzig weitere Kinder umbrachte und nie gefasst werden konnte. In diesen fünf Jahren der Suche hat Killjoy Eddie wirre Briefe geschrieben, in denen er ihn als seinen einzigen Freund bezeichnet. Doch vor kurzem hat eine unerklärliche Veränderung stattgefunden: Killjoy hat das Morden aufgegeben und ist stattdessen dazu übergegangen, den Eltern der damals getöteten Kinder neue Babys zu "schenken", die er aus schlechten Familienverhältnissen geholt hat. Was hat es mit dieser Wendung auf sich? Wird Killjoy sentimental? Und wenn ja, kann Eddie dies als Chance nutzen, den kranken Verbrecher endlich zur Strecke zu bringen?
Romane über Serienkiller gibt es wie Sand am Meer. Das Böse im Menschen, das sich vielleicht am offensichtlichsten in den Taten solcher Verbrecher manifestiert, fasziniert Thrillerautoren und Leser gleichermaßen - man denke nur an den krank-genialen Hannibal Lecter, der von Thomas Harris erschaffen wurde. Gegen solche Genre-Schwergewichte wirkt Tom Piccirillis Killjoy eher blass, fast unspektakulär. Aber das Hauptaugenmerk des Thrillers "Killzone" liegt auch gar nicht auf dem Mörder selbst, sondern auf der Psyche des besessenen Jägers Eddie Whitts, dem nichts mehr geblieben ist als die fast rituelle Suche nach dem Monster, das ihm seine Tochter und in der Folge auch seine Frau, die mit dem Verlust nicht zurecht kam, und sein eigenes Leben genommen hat. Hier, im Wirrwarr der widersprüchlichen Gefühle, offenbart Piccirilli eine erzählerische Stärke, die nur wenigen Autoren gegeben ist. Hier, auf dem schmalen Grat zwischen entfesseltem Wahnsinn und gezwungener Normalität, findet er ergreifende Menschlichkeit direkt neben dem bodenlosen Abgrund, an dem Eddie pausenlos entlang balanciert. Und hier, in der präzisen Schilderung von Eddies Gedanken und Gewaltfantasien, findet der Leser auch die besten Momente des Romans, der leider gelegentlich nicht an Klischees vorbeikommt. Dennoch: So abgründig und spannend wie Piccirilli schreibt kaum ein anderer auf dem internationalen Thrillermarkt. Nur eine letzte Frage muss offen bleiben: was man sich bei Heyne bei dem blödsinnigen deutschen Titel "Killzone" (Originaltitel: "The Dead Letters") gedacht hat - denn ein Bezug zu irgendeiner Zone ist beim besten Willen nirgends festzustellen.
Fazit: Sehr spannend, hochdramatisch und bis auf einige Klischees tadellos geschrieben - wer auf harte Thriller steht, sollte hier zugreifen.