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Es ist nicht Weihnachten, sondern der 4. Juli, und diesmal haben es die Terroristen nicht auf ein Hochhaus, einen Flughafen oder eine Bank abgesehen. Für den Cop John McClane macht das keinen Unterschied, denn hinter all dem Hightech-Computerkram, mit dem die Bösewichte die USA lahm legen wollen, stecken halt auch nur Menschen aus Fleisch und Blut und Knochen, die man brechen kann. Und so geht der kernige Cop zum vierten Mal auf Terroristenjagd.
Dabei beginnt alles am Vorabend zum Unabhängigkeitstag mit einer beschaulichen Vater-Tochter-Szene: Die kleine Lucy McClane, die im ersten Teil der "Stirb langsam"-Reihe noch als kleines Mädchen Angst um das Leben ihrer Eltern haben musste, ist zu einer hübschen jungen Frau herangereift, die mit ihrem Vater nichts zu tun haben will und sich den Mädchennamen ihrer Mutter Holly zugelegt hat - die von McClane ebenfalls nichts mehr wissen will. Und wenn er schon nicht für seine Familie da sein kann, kann er sich wenigstens um den jungen Hacker Matt Farrell kümmern. Er soll ihn zuhause abholen und zu einem Verhör bringen. Der Grund: Irgendwer hat das Computersystem des FBI lahmgelegt und nun werden die Hacker gesucht, die zu so etwas in der Lage wären.
Hacker abholen, abliefern und dann ab nach Hause. Klingt leicht, ist es aber nicht. McClane kommt gerade rechtzeitig, um Matt vor einem Killerkommando zu retten. Zwar kann er den Jungen, der zwar ein Computer- und Hightech-Genie, ansonsten aber scheinbar zu nichts zu gebrauchen ist, nach Washington schaffen, aber derweil hat der elektronische Supergau bereits begonnen: In den Großstädten spielen die Verkehrsanlagen verrückt und sorgen für ein unüberschaubares Chaos, ein Anthrax-Alarm treibt die Menschen auf die Straßen und die Börse spielt verrückt - ein "Fire sale", ein digitaler Weltuntergang, an dem Matt unwissend mitgearbeitet hat.
McClane wäre nicht er selbst, würde er sich nicht der Sache selber annehmen. Verfolgt von gewieften Killern und umgeben von Problemen, die er als analoger Old-School-Cop und Fortschritts-Ignorant nicht versteht, nimmt er den Kampf gegen die Terroristen auf, die sich, wie er bald feststellt, um den ehemals bei der Regierung angestellten Sicherheits-Programmierer Thomas Gabriel scharen. Der hatte einst vor der Gefahr eines solchen Fire sale gewarnt und will ihn nun wahrmachen. Zeit für einen Helden wider Willen - und einen jungen Mann, der ihm die moderne Welt erklärt ...
Wie lange musste die Welt auf den vierten Teil der "Stirb langsam"-Reihe warten! Jetzt ist er da, inszeniert von "Underworld"-Regisseur Len Wiseman und natürlich wieder mit Bruce Willis in der Hauptrolle. Und obwohl dieser in die Jahre gekommen ist und das auch ganz bewusst im Film durchblicken lässt, hat er noch nichts von der Ausstrahlung und Power verloren, die er in seine Figur einfließen lässt. John McClane kommt noch eine Spur härter rüber als in den bisherigen Filmen und hat genügend Gelegenheit, diese Härte auszuleben. Er hetzt von einer Actionszene zur nächsten, hat eine Menge Kämpfe zu bestehen und ist schon nach kurzer Zeit wieder so blutverschmiert, wie man ihn vorher nur im ersten Teil gesehen hatte.
Und nachdem der zweite Teil eigentlich nur ein Abklatsch des ersten war und der dritte als über lange Strecken fast schon alberner Buddy-Movie daherkam, der die düster-klaustrophobische Atmosphäre der Vorgänger komplett vermissen ließ, orientiert sich "Stirb langsam 4.0" wieder mehr am Original von 1988. Zwar ist die Story sehr viel epischer angelegt - immerhin werden diesmal die gesamten USA bedroht -, aber es wurde dafür gesorgt, dass sich Willis immer wieder durch enge Szenarien kämpfen muss, sei es Matts kleine Wohnung, ein großer Tunnel oder das Auto, das senkrecht im Fahrstuhlschacht hängt. Und man ist immer nah an den Figuren, leidet mit und vergisst recht schnell, dass Willis eigentlich ein alter Knacker ist.
Ihm zur Seite steht Justin Long, den man aus der Apple-Werbung kennt und der den Film zu einem einzigen großen Werbeclip macht. Darüber hinaus ist er aber auch ein erfreulich guter Schauspieler, der das in körperlichen Angelegenheiten recht unbeholfene Computer-Genie mit sehr viel Galgenhumor und sehr sympathisch spielt. Und anders als in "Jetzt erst recht", der besser als weiterer "Lethal Weapon"-Film mit Mel Gibson und Danny Glover funktioniert hätte als mit Bruce Willis und Samuel L. Jackson, sind die Dialoge hier nicht nervig und überdreht, sondern stimmig und gelungen.
Den Gegenspieler verkörpert Timothy Oliphant, der kurz nach diesem Film als "Hitman" auf der Leinwand aufräumte - kaum zu glauben, dass dieser schmächtig wirkende, blasse Schreibtischhocker vom gleichen Schauspieler dargestellt wird. Und das ist auch das Problem: Diese Figur wird als Computer-Profi zwar glaubhaft dargestellt, Oliphant wird sich aber gefallen lassen müssen, als der uncharismatischste von allen "Stirb langsam"-Bösewichten bezeichnet zu werden. Aber auch er hat seine guten Momente, einer davon ist die Szene, in der McClane über Video hilflos zuschauen muss, wie Gabriel seine Tochter an der Nase herumführt, um ihre Entführung vorzubereiten.
Der Regisseur wurde mit Bedacht gewählt, denn dessen visuelle Experimentierfreude tut dem Film an vielen Stellen gut, lässt ihn ein wenig unwirklich wirken angesichts der digitalen Apokalypse, die nicht leicht zu durchschauen ist. Der Farbton der Bilder ist der Umgebung angepasst, so wirken hochtechnologisch eingerichtete Gebäude mit viel Stahl in einem kalten Blauton gleich noch futuristischer. Weiterhin wurde ein gut abgestimmter Mix aus echten Stunts und visuellen Effekten eingesetzt und die vielen Originalschauplätze und echten Sets lassen die Actionszenen besser zur Geltung kommen. Diese sind hart und kreativ, bisweilen aber auch ein wenig übertrieben. So kann man sich bei der Szene mit dem Truck und dem F35-Kampfjet, der einen kompletten Highway zum Einsturz bringt, schon die Frage stellen, ob das denn nötig gewesen wäre. Der Film hätte mit ein bisschen weniger Action-Protz immer noch funktioniert.
Aber was soll's, man schaut gerne zu und in HD-Qualität noch viel lieber. Der Film ist in hoher Auflösung gedreht worden und die Blu-Ray-Disc ist das geeignete Medium dafür. Die vielen kleinen Details, die im Hintergrund zu sehen sind, kommen klar zur Geltung, das Bild ist gestochen scharf - es lohnt sich, etwas mehr Geld für die Blu-Ray auszugeben, sofern man über das entsprechende Abspielgerät verfügt. Und auf der Disc finden sich einige gute Extras: Ein sehr ausführliches Making-of, für das man rund neunzig Minuten Zeit mitbringen sollte, sowie ein ausführliches Interview mit Bruce Willis und einige Ausführungen zur Serie von Tim Rothman, Leiter der Fox-Studios, bieten sehr viele interessante Infos. Und dann gibt es da noch das Musikvideo von einer kleinen albernen Punkrock-Band namens Guyz Nite zu sehen, die in einem albernen Song die vier Filme zusammenfasst, sowie ein Interview mit eben dieser albernen Band. Das muss man sich nicht anschauen. Das Ganze ist über ein ungewöhnliches Menü-Konzept anwählbar: Für dieses gibt es jetzt keinen besonderen Hintergrund mehr, vielmehr läuft der Film im Hintergrund weiter, während man in einem Fenster am linken unteren Bildschirmrand navigiert. Das ist netter Schnickschnack mit einer Macke: Während man sich die Extras ansieht, kann man nicht einfach wieder ins Menü zurück, sondern muss erst vor- oder zurückspulen. Das ist seltsam und unnötig.
Die Reihe konnte doch nicht mit dem leidigen dritten Teil enden und es war eine gute Entscheidung, diesen vierten "Stirb langsam"-Teil noch zu drehen. Willis hat nichts verlernt, McClane ist immer noch der coole Normalo-Held zur falschen Zeit am falschen Ort - gibt es einen richtigen Ort, wenn das ganze Land bedroht wird? Ja, vor dem Fernseher mit dieser Blu-Ray im Player. Über Details wie den blassen Gegenspieler und teils überzogene Action lässt sich streiten, das Gesamtwerk ist ganz großes Kino in gestochen scharfen Bildern.