Während in einem handfesten Kampf meist der Stärkere gewinnt, ist es bei einem Wortgefecht oft der Kluge oder der Gerissene, der den Sieg davon trägt. Bei aller Intelligenz dürfen aber auch eine gewisse Redegewandtheit, gute Argumente und ein nachvollziehbarer Standpunkt nicht fehlen, um in einer Diskussion die Oberhand zu gewinnen. "Immer Recht haben" bietet zum einen Tipps und Regeln zur Polemik und ein paar schmutzige Tricks, um auch dann Recht zu bekommen, wenn der Diskussionspartner deutlich im Vorteil ist. Zum anderen liefert der "endgültige Ratgeber" vielfältige Themen aus den Kategorien Kultur, Wirtschaft, Politik, Religionsfragen und Sex, über die sich ein Streitgespräch lohnt. Dabei beleuchtet der Autor immer diametrale Standpunkte, so dass jeder mit einer der vorgegebenen Meinungen d’accord sein kann.

War Goethe besser als Schiller? Sind Altruisten besser als Egoisten? Wer hat die besseren Argumente: Vegetarier oder Fleischliebhaber? All diesen Standpunkten fühlt Hannes Stein auf den Zahn, außerdem schmäht und lobt er den Kommunismus, spricht sich für und gegen die Euthanasie aus und klärt die Frage: Zu mir oder zu dir?

So vielfältig der Themenkreis beim ersten Blick in das Inhaltsverzeichnis noch scheinen mag, so begrenzt ist er doch bei näherer Betrachtung, was sicher auch der geringen Seitenzahl anzulasten ist. Viele wichtige und oft diskutierte Themen, wie Sterbehilfe und Abtreibung, werden natürlich behandelt, daneben finden sich aber auch zu spezifische und teilweise triviale Themen, die man besser hätte ersetzen können.

Sehr gelungen ist der Einstieg dieses Konversationsführers, wie der Autor das Buch selbst gern nennt, der auf sehr komprimierte, aber verständliche Art und Weise Kniffe und Tricks zur Polemik bietet, mit denen auch Diskussionsmuffel oder eher träge Geister eine Auseinandersetzung gewinnen können - wenngleich nicht immer ganz fair.

Weniger überzeugend ist die Umsetzung der Argumentationen zu den einzelnen Themen. Diese werden meist sehr oberflächlich abgehandelt. Sicher, wenn man auf lediglich zwei Seiten die negativen Aspekte des Kommunismus, Vegetarismus oder der Abtreibung darlegen will, muss man sich schon arg beschränken. Warum Stein den geringen Platz, der ihm zur Verfügung steht, dann aber mit oftmals extrem angreifbaren und unsachlichen Argumenten verschwendet, bleibt ein Rätsel. Zudem geht der Autor die wenigsten Themen wirklich multiperspektivisch an - wer sich also auf den "endgültigen Ratgeber" verlässt, der muss schon einen sehr einfältigen Diskussionspartner haben, um tatsächlich Recht zu bekommen.

Nichtsdestotrotz stecken in diesem Buch viele gute Ansätze und nicht minder viele Anregungen für ein zivilisiertes Streitgespräch. Und außerdem - und das liegt wohl im Sinne des Autors - lehrt es ein bisschen Toleranz gegenüber anderen Meinungen und eröffnet dem ein oder anderen Leser vielleicht einen neuen Standpunkt.