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Während sich über den ganzen Erdball verteilt die vor nicht allzu langer Zeit erwachten Jägerinnen zu kleinen Gruppen zusammengefunden haben, um mit vereinten Kräften den Mächten der Dunkelheit schlagfertig zu trotzen, tut eine Jägerin das, was sie schon immer getan hat: Faith vertraut niemandem - außer sich selbst - und bleibt eine Einzelgängerin.
Ausgerechnet Buffys früherer Wächter Giles ist es, der sie eines Tages kontaktiert und ihr ein unerwartetes, aber interessantes Angebot unterbreitet: Einen letzten Auftrag soll Faith als Jägerin noch für ihn erfüllen. Im Gegenzug dafür wird er ihr neue Papiere, eine neue Identität - und damit einen Neuanfang ermöglichen, fern von allen Fehlern der Vergangenheit. Es ist ein Auftrag, für den die scheinbar skrupellose Faith geeigneter sein mag als alle anderen. Giles bittet sie, eine andere Jägerin zu töten.
Ein bisschen nervös waren die Fans, als angekündigt wurde, dass der Faith-Storyarc der "achten Staffel" ausgerechnet von einem Comicautor geschrieben werden sollte, der bisher noch nicht für "Buffy" tätig geworden war. Bereits nach dem Lesen der ersten paar Seiten verfliegt jedoch jede Skepsis. Vaughn hat ein hervorragendes Gespür für die einzelnen Figuren (allen voran Faith). Die Charakterisierungen in "Wie tötet man eine Jägerin" sind auf den Punkt und beeindruckend treffend, mehr noch, es gelingt Vaughn im Rahmen seiner Geschichte die Entwicklung seiner Protagonisten sogar glaubwürdig weiterzuführen. "Wie tötet man eine Jägerin" trifft noch wesentlich exakter den Ton der TV-Serie als der Debüt-Sammelband "Die Rückkehr der Jägerin", obwohl dieser von Serienerfinder Whedon selbst verfasst wurde. Die Dialoge "klingen" tatsächlich, als würden sie direkt aus einer Fernsehepisode stammen.
Es macht Spaß, Faith dabei zuzusehen, wie sie für ihren Auftrag Undercover in die britische High Society eintaucht - etwas, für das sie eigentlich denkbar ungeeignet scheint und, je besser sie ihr Opfer kennenlernt, mit sich kämpfen muss, ihren eigenen Instinkten zu trauen, die sie früher bereits oftmals in die Irre geleitet haben. Das Aufeinanderprallen zwischen ihr und Buffy verläuft ebenso emotional und actionreich wie man das aus Serienepisoden gewohnt ist und Vaughn gelingt es, eine explosive Geschichte mit unvermutetem Ende zu erzählen, die sowohl auf dem humoristischen, als auch auf dem dramatischen und düsteren Level funktioniert - etwas, das "Buffy" immer ausgezeichnet hat.
Das eigentliche Highlight des Bandes, welches aus diesem "Nice to have"- einen "Must have"-Artikel macht, ist das von Joss Whedon verfasste Kapitel "Überall und nirgends", in dem Buffy und Willow einen Dämonen aufsuchen um herauszufinden, wer sich hinter dem mystischen Namen "Dämmerung" verbirgt. Im Verlauf dieses Abenteuers wird nicht nur klar, was sich zwischen der letzten Folge der TV-Serie und dem ersten Band der Comic-Reihe ereignet hat, der Leser erhält außerdem einen vagen prophetischen Ausblick auf das, was noch auf ihn zukommen wird. Beim Schreiben von "Überall und nirgends" war Whedon wieder in Hochform. Auch wenn Buffy in einer winzigen Szene nicht wirklich überzeugt (man erfährt, wie die Jägerinnen ihre Basislager finanziell unterhalten), ist die Episode perfekt: Sie treibt den Episodenübergreifenden Handlungsbogen um "Dämmerung" voran und ist dennoch sehr charakterzentriert. Sie gibt Willow und Buffy eine Basis, sich auf sehr persönlicher Weise wieder einander anzunähern und komische, tragische und spannende Momente wechseln sich ab. Darüber hinaus erweitert Whedon die Serien-Mythologie um die interessante Figur einer "Aufpasserin" (auch wenn die deutsche Übersetzung des englischen "minders" etwas holprig klingt).
Rein äußerlich hat sich der Panini-Verlag mit der Produktion des 128 Seiten starken Softcovers wie gewohnt Mühe gegeben: Ein edel wirkendes Klapp-Cover und eine gute Papier- und Druckqualität rechtfertigen den Preis von 14,95. Die Übersetzung von Claudia Kern - die jüngst mit "Sturm" ihr Debüt als High Fantasy-Autorin gefeiert hat - kommt zwar nicht an das wohl unerreichbare Original heran, ist aber um einiges besser als die deutschen Synchrontexte, mit denen Pro7 früher die Zuschauer malträtiert hat. Eine Kurz-Biographie über Joss Whedon, eine Covergalerie, die auch sämtliche der wunderbaren Titelillustrationen der fantastischen Jo Chen enthält sowie ein zweiseitiger Abriss der bisherigen Handlung im redaktionellen Teil runden den Sammelband ab.
Buffy-Fans, die vom ersten Band der Reihe noch nicht hundertprozentig überzeugt waren, können hier bedenkenlos zugreifen, denn "Wie tötet man eine Jägerin" trifft den Ton der Fernsehserie so exakt, dass einem das Herz ganz weich wird!