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Mit diesem Hörbuch startet der BLITZ-Verlag eine Reihe aufwändiger Lesungen der Bücher, welche in der ambitionierten Reihe "Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek" erschienen sind.
Den Anfang macht Markus K. Korb mit seiner Kurzgeschichtensammlung "Grausame Städte".
Aufgeteilt ist die Storysammlung in die beiden großen Abschnitte "Venedig" und "Berlin". Unter diesen Überschriften wurden jeweils vier phantastisch-bizarre Erzählungen von Markus K. Korb veröffentlicht.
Den Auftakt bildet eine Ansprache von Edgar Allan Poe, der aus der Ich-Perspektive eine kurze Biografie seiner selbst zum Besten gibt.
Anschließend beginnt der Venedig-Zyklus mit der Geschichte "Concetta", in welcher ein geistesgestörter junger Mann von dem langersehnten Ziel seiner Wünsche berichtet.
In "Carnevale a Venezia berichtet der Autor von einer düsteren Verfolgungsjagd durch die Gassen und über die Kanäle der sagenumwobenen Stadt.
"Das Ikarus-Prinzip" entführt Leser und Protagonisten in eine bizarre, surreale Welt, in welcher Dionysos regiert und unwirkliche Feiern abhält.
Auf den Spuren von Lovecraft wandelt Markus K. Korb unverkennbar in der Geschichte "Insel der Gräber". Haupthandlungsort dieser Story ist die Friedhofsinsel San Michele.
Am Beginn des Berlin-Zyklus steht die Erzählung "Insomnia", in der es um einen Mann geht, dessen Schlaflosigkeit grauenhafte und groteske Züge annimmt.
"Der Schlafgänger" ist die preisgekrönte Kurzgeschichte, welche über eine in Armut lebende Familie berichtet, die sich einen Untermieter, einen sogenannten Schlafgänger, ins Haus holt, um über die Runden zu kommen. Doch damit beginnt auch eine Zeit des Schreckens.
Ebenso düster und irreal ist die Geschichte "Wir alle sehen besser aus in Schwarz & Weiß", die von einem geistig Verwirrten erzählt wird und von dessen Wahnsinn handelt.
"Tief unten" ist die Geschichte eines risikofreudigen "Cavers", der von einem Bekannten eine Karte erhält, die ihn angeblich zu einem Schatz der Nazis führt. Doch was der Caver in den Katakomben des alten Bunkers findet, ist das absolute Grauen
Wie schon das Hörbuch des Sherlock-Holmes-Romans "Der Fluch von Baskerville", welches von Nocturna Audio und SDK-Media produziert wurde, ist auch die Vertonung von "Grausame Städte" eine Mp3-CD. Dies hat gegenüber einer Audio-CD zwei entscheidende Vorteile: Erstens spart es im CD-Regal eine Menge Platz und zweitens erübrigt sich das Wechseln der Silberlinge. Vorraussetzung ist allerdings ein CD-Player oder eine Hi-Fi-Anlage, die auch Mp3-CDs lesen kann. Im Gegensatz zum zehnstündigen Mammutwerk "Der Fluch von Baskerville", hat "Grausame Städte" gerade mal knapp über vier Stunden Laufzeit. Dadurch ist das Hörbuch allerdings auch um einiges günstiger und vor allem kurzweiliger, zumal sich der Hörer nicht auf eine einzige Story konzentrieren muss, sondern die Wahl hat zwischen acht, respektive neun, Erzählungen.
Die Qualität der Geschichten schwankt zum Teil stark und man merkt der Story-Sammlung an einigen Erzählungen an, dass Markus K. Korb noch am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere steht. Häufig versucht er verbissen den Stil von Poe zu imitieren, was ihm nur unzureichend gelingt. So bleibt in den Erzählungen "Carnevale a Venezia", "Insomnia" und "Wir alle sehen besser aus in Schwarz & Weiß" die Spannung oft auf der Strecke. Die Beschreibungen des Wahnsinns und der Gemütszustände der Personen wirken zwar authentisch, doch leider reicht das allein nicht aus, um ein Gefühl des Schauderns hervorzurufen.
"Das Ikarus-Prinzip" ist eine etwas ausladendere, groteske Erzählung, die schon fesselnder ist und die Atmosphäre der Stadt Venedig eindringlich widerspiegelt.
Doch sein ganzes Potenzial entfaltet der Autor mit den Geschichten "Insel der Gräber", "Der Schlafgänger" und "Tief unten". Hier zeigt sich bereits das großartige Talent von Markus K. Korb, subtilen Horror sprachlich ausgefeilt darzustellen. Während die erstgenannte Geschichte eine gelungene Hommage an das Werk von H.P. Lovecraft ist, wandelt Korb in "Der Schlafgänger" unverkennbar auf Poes Spuren. In "Tief unten" verquickt der Autor darüber hinaus Elemente des Gothic Horrors mit nordischer Mythologie.
Gelesen werden die Geschichten von Thomas Franke, der bereits als Illustrator der Bücher von Lovecraft im Suhrkamp-Verlag tätig war und darüber hinaus preisgekrönter Schauspieler ist. Der Mime verleiht mit seiner klaren, harten Stimme den Geschichten einen eigenen Reiz und liest die Texte gekonnt und mit der nötigen Reserviertheit, ohne dabei monoton oder langweilig zu klingen. An einigen Stellen hat man allerdings den Eindruck, dass sich Franke vom Mikrofon entfernt oder der Ton plötzlich an unpassenden Stellen hallt.
An einigen Stellen wird die Szenerie von Wasserrauschen oder dem Kreischen von Möwen unterlegt, was dem Realismus zuträglich ist und eine angenehme Abwechslung bietet. Auch musikalisch trifft die Produktion ins Schwarze. Die Orgelmusik von Matthias Höhne passt perfekt zu den düster-phantastischen Erzählungen.
Das Layout von Mark Freier stimmt 1:1 mit der Buchvorlage überein, ohne allerdings den Rahmen der "Phantastischen Bibliothek" übernommen zu haben. Im Inneren des Begleitheftchens findet der Leser ausführliche Informationen zu Autor und Sprecher. Lediglich eine Angabe der Dauer der einzelnen Geschichten fehlt.
Fazit:
Gelungene Hörbuch-Adaption des ersten Bandes von "Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek". Zwar sind nicht alle Storys von gleichbleibend hoher Qualität, häufig verliert sich der Autor in allzu schwülstigen und ausschweifenden Beschreibungen, doch viele der Geschichten sind äußerst originell und atmosphärisch sehr dicht erzählt worden. Der Sprecher Thomas Franke erweckt die düster-phantastischen Storys mit seiner markanten Stimme zu unheilvollem Leben, begleitet von stimmungsvoller Orgelmusik.