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"Schlafanstalt für Traumgestörte" ist das Debüt von Karen Russell, einer jungen Amerikanerin. Insgesamt zehn Kurzgeschichten umfasst diese Anthologie, die Themen umspannen das gesamte Repertoire zwischenmenschlicher Beziehungen mit einem guten Schuss von phantastischen Elementen.
Ava ringt mit dem Alligator erzählt die Geschichte eines Mädchens, dessen Familie einen Vergnügungspark führt, in dem sie mit Alligatoren ringen.
In
Olivia überall suchen zwei Brüder ihre tote Schwester mithilfe einer Taucherbrille, die sie Geister sehen lässt.
Die titelgebende Geschichte
Traumanstalt für Schlafgestörte handelt von einem Sommercamp, das Kinder mit den verschiedensten Schlafstörungen besuchen.
Das
Sternguckerlogbuch dient als Logbuch für den "komisch-ironischen Verbrecherring", dem der Junge Ollie in den Ferien beitritt.
aus: Kindheitserinnerungen an den Treck nach Westen könnten die ganz normalen Aufzeichnungen eines ganz normalen Jungen sein, dessen Eltern, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, in den Westen ziehen. Wären sie auch, wenn sein Vater kein Minotaurus wäre.
Der Blizzard, ein künstlicher Schneesturm, verleitet die Erwachsenen zu allerhand unsinnigen Taten; um ihn dreht sich
Lady Yeti und der Kunstschneepalast.
Die
Stadt der Muscheln ist eine Touristenattraktion, doch für ein kleines Mädchen könnte sie die letzte Station auf Erden sein.
Dass sich nicht nur die Jungen verlieben können, zeigt
Aufs Meer hinaus - eigentlich ist das der Name eines Seniorenheims, in dem alle Bewohner auf Hausbooten wohnen. Doch dann bekommt jeder Bewohner einen jugendlichen Delinquenten zugewiesen, der Sozialstunden ableisten muss ...
Unfallbericht: Vorfall Nr. 00/422 beschreibt, wie ein Jungenchor zu seinem alljährlichen Konzert auf einem Gletscher aufbricht. Doch etwas geht schief, und dann sitzt Tek mit dem stummen Rangi allein auf dem Gletscher fest ...
Um ein Umerziehungsheim der besonderen Art geht es in
Die Wolfsmädchen vom St.-Lucia-Heim: Kinder von Werwölfen werden hier zu ordentlichen Mitgliedern der Gesellschaft erzogen (das Werwolfsein überspringt eine Generation).
Die Geschichten sind auf eine außergewöhnliche Weise fast gewöhnlich - doch nur fast. Denn in jeder gibt es ein Element, das die Geschichte in eine andere Dimension hebt. Sei es die Taucherbrille, Elijah, der von "Nachahnungen" geplagt wird, indem er die Vergangenheit träumt, die Wolfsmädchen oder der Minotaurus. Hätte Elijah einfach nur Alpträume, wären die Mädchen nicht von Werwölfen, sondern aus einer zivilisationsfernen Kultur gekommen, diese Geschichten könnten auch so in unserer Welt geschehen. Sie beleuchten die Menschheit und deren Probleme - seien es die Intoleranz der Menschen Fremden gegenüber, die Verwirrung der Wolfsmädchen, zwischen zwei Welten gefangen zu sein oder die Trauer um die kleine Schwester. Die phantastischen Elemente verleihen den Aussagen der Geschichten mehr Nachdruck, sie prägen sich ein und verzaubern doch.
Wer Geschichten mag, die etwas besonders sind, die nicht dem Mainstream folgen, der wird dieses Buch lieben. Einfach außergewöhnlich.