Der Löwe kann alles. Brüllen und Herrschen. Das reicht ihm. Mehr braucht es nicht, um ein richtiger Löwe zu sein. Doch als er die Löwin sieht, ist es um seine Ruhe geschehen. Denn die Löwin liest. Ein Buch. Und da reicht es nicht zu brüllen. Denn eine lesende Löwin ist eine Dame. Und Damen kann man nicht beeindrucken, indem man brüllt.
Da kommt dem Löwen eine gute Idee. Er wird der wunderschönen Löwin einen Brief schreiben. Da er aber nicht lesen und schreiben kann, sucht er den Affen auf und bittet ihn, der Löwin im Namen des Löwen einen Brief zu schreiben. Doch als der Löwe sich vorlesen lässt, was der Affe geschrieben hat, wird er sehr wütend. Da ist vom Klettern, von Bäumen und Bananen die Rede. Nein, einen solchen Brief hätte er niemals geschrieben.
Aber auch die Giraffe, der Mistkäfer, das Krokodil oder das Nilpferd treffen nicht den richtigen Ton. Der Löwe wird zunehmend wütend und schließlich ganz deprimiert. Er wüsste genau, was er der Löwin schreiben würde. Ganz genau. Aber er kann ja nicht schreiben.

Die nette, liebenswerte und lustige Geschichte des Löwen ist brillant. Die einfachen Sätze sind auch für Sechsjährige leicht verständlich, die Bilder fast noch schöner. Immer wieder muss man lachen, wenn der gutgläubige Löwe ein Tier bittet, ihm "seinen" Brief zu schreiben. Wenn der Mistkäfer sein "Parfüm" auf den Brief gibt und voller Eifer von seinen Vorlieben berichtet, ist mehr als Schmunzeln angesagt. Und auch wenn einige Kinder die Giraffe bedauern, die dem Krokodil samt Brief zum Opfer fällt, sind sie doch hoch zufrieden mit den Geschehnissen. Vor allem der schöne Schluss, der so gar nicht lehrreich und erwachsen daherkommt, sondern kindgerecht simpel und schlicht, macht alle Leser und Betrachter glücklich. Ob Erwachsener oder Kind, hier freuen sich alle mit dem Löwen und seiner Löwin.

Hinzu kommt die liebevolle Aufmachung des kleinen Paperback-Buches. Es sieht nicht nur aus wie eine Postkarte, es enthält auch viele kleine Zeichnungen netter, lustiger Briefmarken, die Szenen des Bilderbuchs wiedergeben. So wird die erste und letzte Doppelseite immer wieder angeschaut, auch wenn die Geschichte längst gelesen und verstanden wurde. Es ist einfach zu nett, sich diese Briefmarken anzusehen. Fast möchte man sie abpausen und auf den nächsten Brief kleben. Und hoffen, dass der Postbote die Geschichte des Löwen kennt und den Brief auch befördert.