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Im Jahr 1877 treffen sich die Oberhäupter der einst großen und mächtigen Vampirfamilien Europas in der Schweiz. Dieses Zusammentreffen ist etwas Besonderes, denn eigentlich liegen die Clans seit Jahrhunderten im Streit miteinander. Jeder Clan fühlt sich den anderen überlegen, weshalb die Vampire nahezu ihr gesamtes Leben lang nur mit den Angehörigen ihrer Familien verkehren. Doch das muss ein Ende haben, denn der Fortbestand der Vampirrasse ist bedroht. Vor neun Jahren wurde ihnen das letzte Kind geboren, während es immer weniger junge Vampire gibt, nehmen die Greise überhand. Die alten Vampire können die Streitigkeiten jedoch nicht vergessen oder ihren Stolz überwinden. So liegt alle Hoffnung auf ihren Erben.
Um diese zu einen und auch um sie zu lehren, wie sie sich gegen die Kirche und andere Gefahren wappnen können, sollen sie sich gemeinsam einer Ausbildung unterziehen. Da sich die Clanführer jedoch nicht auf einen Standort für die Schule einigen konnten, werden die Vampirkinder jedes Jahr in einem anderen Land unterrichtet. Ihre Ausbildung beginnt in Italien, in Rom, dem Sitz der Nosferas.
Die Erben könnten unterschiedlicher nicht sein. Während sich die wissbegierige Alisa, der freundliche Luciano und die geheimnisvolle Ivy schnell anfreunden, bleiben die anderen Vampire größtenteils unter sich, misstrauisch oder sogar unverhohlen ihre Verachtung zur Schau stellend, wie der schöne, aber arrogante Franz Leopold. Bald jedoch sehen sich die jungen Vampire einer Gefahr gegenüber, die sie nur mit vereinten Kräften besiegen können ...
Auf den ersten Blick scheint es, als hätte Ulrike Schweikert sich einfach an den derzeit erfolgreichsten Jugendfantasy-Konzepten orientiert: ein "magisches" Internat á la Hogwarts und ein paar hübsche Vampire. Doch diese Erfolgsrezepte hat die Autorin so stark individualisiert, dass dabei etwas gänzlich Neues entstanden ist, das den Leser schnell in seinen Bann ziehen wird.
Nicht nur die Mischung verschiedener Genres - wie Thriller, Fantasy oder historischer Roman - macht "Nosferas" interessant. Es ist auch das gekonnte Zusammenspiel von historischer Authentizität und Fiktion, das den Leser begeistern wird. Wer an Geschichte interessiert ist, der wird den Roman als gut recherchiert empfinden und über einige "Gaststars" wie Lord Byron oder Papst Pius IX. schmunzeln, wer nicht allzu bewandert in diesem Sujet ist, der kann viel über die Geschichte Roms lernen.
Positiv fällt auch die Gestaltung der Vampire auf. Diese sind in Schweikerts Werk erfrischend "menschlich". Es sind nicht die typischen perfekten Schönlinge, die sinnlichen Verführer, die melancholischen Trauergestalten und auch gewiss keine blutrünstigen Bestien. Nein, die Vampire in "Die Erben der Nacht" sind schön und hässlich, dick und schlank, klug und einfältig, alt und jung, gemein und gutherzig. Eine heterogene Gruppe, die den Menschen gar nicht so unähnlich ist - wären da nicht die Sache mit dem Blut, den Särgen und ein paar übernatürliche Kräfte.
Mit "Nosferas" hat Ulrike Schweikert einen spannenden, kurzweiligen Vampirroman geschrieben, der allerdings so viel mehr bietet als nur Vampire und sich damit aus der Masse positiv heraushebt. Dies ist der faszinierende Auftakt einer Serie, der Lust auf mehr macht. Der zweite Teil der "Erben der Nacht" erscheint voraussichtlich im November 2008 und wird den Titel "Lycana" tragen.